Künftig soll der Kreis prüfen, ob bei Schnee und Eis nur regional begrenzt Schulen geschlossen bleiben.

Meckelfeld. An drei Tagen hintereinander Unterrichtsausfall bei einer für die Jahreszeit typischen Witterung - an allen 86 Schulen im Landkreis Harburg. Teile der Elternschaft reagieren mit Unverständnis darauf. Gleich drei Elternratsmitglieder der Realschule Meckelfeld zum Beispiel werfen dem Landkreis Harburg vor, bei seiner Entscheidung "über das Ziel hinausgeschossen" zu haben. "Wenn Busfahrer sagen, es sei gefährlich zu fahren, dann muss man sich dem beugen", sagt Torsten Knuhr (45) aus Hörsten, Vater eines 16 Jahre alten Sohnes. "Aber am nächsten Tag müssen die Straßen und Bushaltestellen doch geräumt werden." Auch Andreas Dmoch (48) aus Horst wundert sich, dass dem Landkreis das nicht gelang: "Wir haben Winter - mehr nicht!"

Inzwischen hat deshalb auch das Niedersächsische Kultusministerium im Winsener Kreishaus nachgefragt. Das Ergebnis: Der Landkreis habe "im Einklang" mit dem Erlass des Ministeriums aus dem Jahr 1997 gehandelt, der den Unterrichtsausfall bei extremen Witterungsverhältnissen regelt. Das teilte Ministeriumssprecher Andreas Krischat dem Abendblatt mit.

Dennoch zeigen offensichtlich auch die kritischen Stimmen der Eltern Wirkung. Das zeigt die diplomatisch formulierte Antwort des Ministeriums nach dem Gespräch mit dem Landkreis Harburg: Falls die Witterungsbedingungen weitere Unterrichtsausfalle erfordern sollten, so Andreas Krischat, werde der Landkreis weiterhin intensiv prüfen, ob eine derartige Anordnung auf einzelne Regionen beschränkt oder ob einzelne Städte und Gemeinden hiervon ausgenommen werden könnten. Genau das fordern die drei Elternräte aus Meckelfeld: "Es kann doch nicht sein, dass gleich alle Schulen betroffen sind", sagt Torsten Knuhr. Der Berufsfeuerwehrmann ist im Mittelgebirge in Thüringen aufgewachsen und kann sich noch gut an die eigene Schulzeit erinnern: Unterricht wegen Schnees sei da nicht ausgefallen.

Der Kreiselternratsvorsitzende Pascal Zimmer zeigt etwas mehr Verständnis für die Entscheidung des Landkreises. Am dritten Tag (vergangenen Mittwoch) hätte der Unterricht nicht unbedingt ausfallen müssen, sagt er. Aber der Landkreis habe ja auch eine Fürsorgepflicht für die Schulkinder. Elter seien die ersten, die aufschreien, sollte ein Unfall passieren. Im Kreiselternrat sei der Unterrichtsausfall Thema gewesen, aber kein aufgeregtes.

Die Meckelfelder Elternrätin Birgit Krupke (45) appelliert, nicht den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen und alles zu tun, die Schule nicht ausfallen zulassen. Wegen der Schweinegrippe hätten Schüler schon viel Unterricht versäumt - und jetzt Unerrichtsaufall in einem doch "normalen" Winter: "Für alle Abschlussklassen im Landkreis ist das eine ungünstige Konstellation", sagt Birgit Krupke. Der Landkreis, fordert ihr Mitstreiter Torsten Knuhr, müsse seine Organisation beim Schneeräumen überarbeiten. "Wir wollen optimale Organisation bei minimalem Schulausfall", sagt der Vater.