Winter sind nicht nur schön, wenn sie der Jahreszeit Ehre machen. Sie wecken Erinnerungen. An die anderen, kältestrotzenden Eiszeiten, in denen man die innere Wärme aktivieren musste, um sie noch schöner zu finden.

Ich war frisch verliebt in diesem frostigen Winter Ende der 70er-Jahre. Das Auto ließ ich am Morgen schneebedeckt stehen, marschierte zu Fuß in die Werbeagentur, in der auch er arbeitete, drei Räume weiter.

Teenagermäßig schlich ich an seiner Tür entlang, versuchte zu erahnen, ob er sich einen Moment Zeit für mich, die Neue, nehmen würde. Unsere philosophischen Exkurse über das Leben waren seit Tagen unser Kennenlern-Ritual und in jenen Zeiten der Minustemperaturen besonders herzerwärmend. Die Unter-Null-Grade dort draußen fühlten sich für uns wie reines Hochsommer-Celsius an.

Beflügelt spazierte ich nach dem Agenturtag und der Fortführung unseres verbalen Pas-de-deux zurück nach Haus. Die Stadt war weiß und still. Meine sonnigen Gedanken strahlten um die Wette mit dem Glitzern des meterhohen Schnees, durch den ich selig stapfte. Die Eiswelt war perfekt und voll von jenen Momenten, die man am liebsten festhalten würde.

So soll es sein, so kann es bleiben, singen heute Ich und Ich. Aber es wurde noch besser: In meiner Straße angekommen, entdeckte ich einen kleinen roten Zettel unter dem frei geschaufelten Scheibenwischer meines verschneiten Käfers. Warme Worte standen darauf. Ich wusste sofort, wem ich sie zu verdanken hatte. Und dass ich diesen eisigen Winter niemals vergessen würde.