Wiegenfeste von Zweijährigen stellt man sich irgendwie besinnlich vor. Vor allem, wenn die Geburtstagsfeier zwischen Weihnachten und Neujahr stattfindet.

Vor dem geistigen Auge ziehen Geburtstags- und Gastkinder an der anrührenden Weihnachtsdekoration vorbei, vergnügen sich bei unterhaltsamen Spielchen. Topfschlagen, Blinde Kuh oder Eierlauf - alles schön friedlich und gesittet.

Die Realität sieht indes ganz anders aus. Kindergeburtstage von Zweijährigen sind Terrorzellen. Die heimische Wohnung wird zum Kriegsgebiet. Das Kinderzimmer ist ein pulsierender Krisenherd. Glauben Sie nicht? Können Sie aber. Ich schreibe aus Erfahrung.

Schon vor dem Betreten der Wohnung dringt Plärren und Wehklagen durch den Türschlitz. Was die von der Computerarbeit entzündeten Augen dann erblicken müssen, ist das Grauen auf 60 Quadratmetern. Bereits im Flur steht ein Mädchen mit zerschrammtem Gesicht - schrill weinend. Noch bevor man nach Ursache und Wirkung fragen kann, zwingt Mitleid für die dazugehörige Mutter zum Stillschweigen. Jetzt ist keine Analyse gefragt, sondern nur Schadensbegrenzung. Weiter hinten, im Wohnzimmer, liegen Kaffeetassen zerbrochen auf dem Tisch, der Inhalt ist stark abgängig. Und im Kinderzimmer? Ein Schlachtfeld! Als wäre im Spielzeugladen eine Bombe explodiert. Zerrissene Windeln (ohne Inhalt), Legosteine, Spielzeugwracks, aufgeschlagene Kinderbücher sowie kuchenverschmierte Gesichter. Der Teppich? Reif für den Müll!

Als Vater sucht man angesichts dieser schockierenden Bilder Halt. Notfalls auch bei der Mutter. Wo ist die eigentlich? Sitzt mit anderen Müttern in der Küche, gibt lapidar zu Protokoll: "Wir lassen es jetzt laufen. Alles andere hatte keinen Sinn." "Aha", entgegne ich, "kann ich irgendetwas tun?" Die Antwort hätte ich mir selbst geben können: "Räum auf!"