Er fordert ständige Wachsamkeit. Hochwasserschutz ist seit mehr als 20 Jahren das Geschäft des Hoopter Landwirts.

Hoopte. Zwar reitet er keinen Schimmel und nennt sich auch nicht Deichgraf. Dennoch hat der Hoopter Landwirt Otto Sander so manches mit Theodor Storms "Schimmelreiter" gemein. Als Verbandsvorsteher des Deich- und Wasserverbandes Vogtei Neuland ist er für die Deichsicherheit im Raum Winsen verantwortlich. Wie seinerzeit Hauke Haien inspiziert auch Sander regelmäßig die Deiche, ordnet kleine Ausbesserungsarbeiten an und berät sich mit den Deichgeschworenen.

Zweimal im Jahr findet eine offizielle Deichschau statt, bei der Verbandsmitglieder zusammen mit Vertretern des Landkreises Harburg die Deiche begehen und eventuelle Mängel wie zu dichten Bewuchs oder Löcher im Erdreich begutachten. Die anfallenden Arbeiten werden dann von einem Angestellten des Verbandes ausgeführt.

Der Deich- und Wasserverband zählt etwa 8000 Mitglieder - alle Grundstückseigner im Zuständigkeitsgebiet des Verbandes unterliegen einer Zwangsmitgliedschaft und müssen Beiträge entrichten. Verbandsvorstand und Ausschussmitglieder arbeiten ehrenamtlich, viele von ihnen schon in der zweiten oder dritten Generation.

Auch Sanders Vater war früher im Verbandsvorstand aktiv. "Die Erfahrung vererbt sich", meint der direkt am Elbdeich wohnende Sander. Er selbst arbeitet schon lange für den Verband und ist seit gut 20 Jahren Verbandsvorsteher. "Für die Deichverteidigung ist die Ortskundigkeit der Verantwortlichen von großer Bedeutung", erläutert er. Daher sei auch in der Satzung des Verbandes vorgeschrieben, dass der Verbandsvorsteher vom Hauptdeich stammen müsse.

Die Sturmflut von 1962 erlebte Sander als Jugendlicher. "Für uns war es ein Abenteuer", erinnert er sich. "Aber mein Vater ist damals über Nacht ergraut." Glücklicherweise habe sich die Situation seit `62 grundlegend geändert. Sander berichtet, dass der Deich seither um rund drei Meter erhöht wurde. Für den Deichverteidigungsfall stünden ausreichend Trecker und Hänger bereit, zudem habe der Verband 140 000 Sandsäcke auf Lager.

"Jede Gefahrensituation hat insofern ihr Gutes, als sie den Leuten wieder ins Bewusstsein ruft, dass überhaupt eine Gefahr besteht", sagt Sander. Da mittlerweile auch die Eisversetzung vom Winter 1987 mehr als 20 Jahre zurückliege - damals hatte sich ein Pfropfen aus Eisplatten gebildet und das nach fließende Wasser aufgestaut - mache sich heute bei den Anwohnern eine gewisse Nachlässigkeit bemerkbar. "Und das ist derzeit die größte Gefahr", so Sander.

Wenn eine Wetterwarnung vorliegt, geht der Verbandsvorsteher oft gezielt nach draußen zum Deich oder zum Seeve-Siel, um dort nach dem Rechten zu sehen. Generell hält er die Deiche für sehr sicher, aber dennoch sei Wachsamkeit angesagt. "Wir sind heute gut aufgestellt", ist Sander überzeugt. "Aber ein hundertprozentige Sicherheit wird es nie geben."