Rosi van Delft (53), Protokollführerin am Amtsgericht Harburg, schließt gegen 9 Uhr zum letzten Mal für Amtsrichter Ulf Panzer (64) den Verhandlungssaal 356 auf. Denn es ist der letzte Prozesstag für Panzer, der, wie berichtet, ab 30. Dezember nach 33 Jahren am Amtsgericht in Pension geht.

Harburg. Van Delft und ihre Kollegen haben deshalb zum Abschied sein Pult mit Rosen geschmückt, auf den Fensterbänken liegen Rosenblätter und auf der Absperrung zum Zuschauerraum liegen Blüten. "Dann wollen wir mal", sagt Panzer und zieht sich seine Robe über. Nachdem er Schwarzfahrer und eine Frau mit Alkoholproblemen zur Besserung ermahnt hat - "das kann übel ausgehen, durch Trunkenheitsfahrten entstehen richtig schlimme Unfälle", so Panzer zu der jungen Frau, die mit 2,2 Promille im Blut mit ihrem Pkw an der Cuxhavener Straße erwischt worden war, stand noch ein tragischer Fall auf der Terminrolle.

Ein arbeitsloser Hafenarbeiter, René K., war beim Schwarzfahren erwischt worden und hatte mehrere Monate Unterhalt für seinen kleinen Sohn nicht bezahlt. "Mich interessiert, weshalb jemand straffällig wird", so Panzer gegenüber der Rundschau. Und die Sache mit René K. hat viele üble Facetten. K. hat keine Ausbildung, 20 000 Euro Schulden und kein Bankkonto. Sein Vater erledigt knifflige Behördengänge für ihn, zahlt seine Rechnungen und hat ihn auch zum Gericht begleitet. "Warum muss der Papa alles für Sie erledigen", fragt er den 35-Jährigen. "Ich bin Analphabet", so K. leise. Panzer ist bestürzt. "Okay, Sie zahlen 50 Euro für einen guten Zweck, und ich mach' dann die Akte zu", sagt der Amtsrichter.

Dann ist Schluss. "Ich hab' das noch gar nicht realisiert", sagt er, und Rosi van Delft, mit der er neun Jahre zusammengearbeitet hat, kommen die Tränen. "Wir werden ihn hier alle vermissen", sagt sie traurig.