Werkzeuge, Schautafeln und alte Rechnungen erzählen die Geschichte eines Handwerks.

Harburg. Fliesen aus alten Zeiten - Konrad Schittek sammelt sie. Nicht nur zum Verkauf oder für Reparaturarbeiten. Er zeigt Besuchern eine Auswahl in einem eigenen Fliesen-Museum. Von seinen vielen Reisen zu Handwerksmeistern und Firmeninhabern brachte er die Schaustücke mit nach Hause. Nicht nur einzeln oder in Paketen geschnürt. "Oft fanden wir bei unseren Besuchen in Kellern und Schuppen so viele interessante Dinge für die Ausstattung ganzer Badezimmer von früher, die wir mit nach Hause nehmen konnten", sagt er. Passende Maschinen, Werkzeug, Armaturen und jede Menge alte Fliesen hat Konrad Schittek oft mit im Gepäck gehabt. Im Laufe der Jahre ist eine derart große Sammlung entstanden, dass er sie nach seinem Umzug nach Harburg nicht länger der Öffentlichkeit vorenthalten wollte.

Platz dafür ist jetzt in seinem Betrieb am Winsener Stieg 1 a in Sinstorf. Hinter zwei Schnellrestaurants gelegen, erhebt sich seit zwei Jahren das moderne Betriebsgebäude, das so viel Altertümliches aus dem Fliesen- und Sanitärhandwerk beherbergt. Wer eintritt in den Fliesenhandel Schittek, fühlt sich sofort in die Vergangenheit versetzt: Bereits im Foyer des Fliesenhandels - es ist im Stil der 60er-Jahre eingerichtet - beginnt die Ausstellung neben dem eigentlichen Fliesenhandel. Eine Ausstellung, die es in diesem Umfang und dieser Vielfalt weit und breit noch nicht gegeben hat.

Auf Regalen und in Vitrinen erzählen Werkzeuge, Schautafeln, alte Rechnungen, Dokumente und Schriftstücke ihre eigene Geschichte des Fliesenhandwerks- und -handels. Sogar die Kundentoilette ist vom Wasserkasten bis zum Sprossenfenster nostalgisch eingerichtet und erinnert an die 50er-Jahre.

Während die Mitarbeiter hinter dem Verkaufstresen Kundenwünschen nachgehen und aus 20 000 unterschiedlichen Mustern die passenden Ersatzfliesen für Reparaturarbeiten heraussuchen, geht für die Besucher die Reise in der oberen Etage bis zu 100 Jahre in die Vergangenheit zurück. Sofort fällt eine Stahlblechwanne mit kupfernem Badeofen auf. Mit Hocker und Handtuchhalter - ein Badezimmer wie man es 1936 eingerichtet hat. Konrad Schittek zeigt noch mehr. Zum Beispiel komplett ausgestattete Bäder mit Fliesen in den damals beliebten Farben Curry und Grün. Alles passt zusammen - die original Duschabtrennungen, Mischbatterien, und Waschbecken. Es gibt sogar ein sogenanntes "Sanofon". "Das ist ein Handtrockner an der Wand", erklärt Felix Schittek, der zusammen mit seinem Bruder Jan im Familienbetrieb mitarbeitet. "Man muss am Boden die Taste mit dem Fuß berühren und schon kommt heiße Luft aus dem Wandtrockner."

Eine kleine Küche ist ebenfalls eingerichtet. Nostalgische Wand- und Bodenfliesen umrahmen hier einen Kachelofen aus der Sammlung von Konrad Schittek. Von der "Putzorgel", mit der die Handwerker früher die Wände verputzt haben, bis zu den 100 Jahre alten Lichtschaltern - alles in dieser Ausstellung ist funktionstüchtig.

Auf Wunsch bietet der Fliesenhandel Schittek Vorträge über die Arbeitsweise der Firma und Führungen (Anmeldung Telefon 040/745 88 50) durch die Ausstellung und das große Lager. Hier türmen sich 4250 Paletten mit 30 000 Fliesen unterschiedlichen Mustern und Strukturen aus den letzten 50 Jahren. Neben Sammlungen zahlreicher nostalgischer Fliesen lagern hier Bestände, die zu den Kollektionen passen, die in Bädern, Küchen und auf Fußböden Gebäude verlegt wurden und im normalen Handel nicht mehr lieferbar sind.