Mein Fahrrad ist einfach nicht angesprungen, meine S-Bahn hat sich verfahren, mein Busfahrer hat verschlafen - solche Sprüche klingen zwar cool, als Ausreden für die halbstündige Verspätung bei der Arbeit sind sie aber nicht wirklich geeignet. Mancher Chef könnte sogar mit einem Wutanfall reagieren.

Mein Fahrrad wäre bei minus fünf Grad zwar problemlos angesprungen, trotzdem muss ich es stehen lassen und die Brötchen zu Fuß vom Bäcker holen. Das Fahrradschloss ist vereist, ich bekomme den Schlüssel nicht hinein. Also mit dem Auto zum Bäcker? Vereiste Türschlösser sind da kein Problem mehr, sie springen per Infrarot-Fernbedienung trotzdem auf. Aber das Freikratzen der Scheiben hätte so lange gedauert wie der Fußweg hin und zurück. Warum habe ich dieses uralte Fahrrad überhaupt abgeschlossen, frage ich mich auf meinem Weg durch den eisigen Wintermorgen, diese Rostmühle würde doch sowieso kein klar denkender Mensch klauen.

Die frostklare Luft vertreibt allmählich meine schlechte Laune, im Bäckerladen bedient mich eine freundliche Verkäuferin, und zu Hause erwartet mich schon herrlicher Kaffeeduft. Also ist der Tag doch nicht völlig versaut, auch wenn er schon so ärgerlich angefangen hat.

Beim ausgiebigen Frühstück denke ich dann über Infrarot-Fernbedienungen für Fahrradschlösser nach. Das wäre mit einigem Aufwand verbunden und entsprechend teuer. Brauche ich so etwas? Wohl eher nicht, ich werde es jetzt einfach darauf ankommen lassen und das alte Fahrrad nicht mehr abschließen.