Ein wundervoll versöhnliches Buch über das menschliche Grundthema, das Sterben, ist Urs Widmer mit seinem Roman “Herr Adamson“ gelungen.

Worum geht es? Am Tag nach seinem 94. Geburtstag sitzt ein alter Mann in einem verwunschenen, wild verwachsenen Garten und spricht der Enkelin seine Geschichte mit Herrn Adamson aufs Diktiergerät. Wir erfahren, dass er als Junge gerade acht Jahre war, als er den seltsamen Herrn Adamson traf. Und um es gleich vorweg zu sagen, Herr Adamson ist bereits tot.

Widmer hat einen wundervoll weisen, oft fantastischen und verqueren, sehr versöhnlichen Roman über die Urangst des Menschen vor dem Sterben geschrieben. Jede Zeile des Romans ist von solcher Liebe und Helligkeit durchstrahlt, dass man dem Erzähler bereitwillig durch die verschiedensten, auch skurrilen Erzähleinfälle folgt. Großartig und poetisch!

So schummelt sich der Erzähler in jungen Jahren zum Beispiel durch einen Trick mit Herrn Adamson zusammen in die Unterwelt, was ziemlich gefährlich wird. Widmer hat ein Buch gegen die Angst vorgelegt, ein rundes metaphysisches und kluges Märchen, das - man ahnt es - mit dem letzten Besuch von Herrn Adamson endet: doch auch hier bleibt alles im Offenen.

Charmant, fantastisch, weise - man spürt: Herr Adamson ist Widmers persönlichstes Buch geworden. Urs Widmer, Herr Adamson, 18,90 Euro. Erschienen ist das Buch im Verlag Diogenes.