Drei Langzeitarbeitslose über 50 fanden hier eine Festanstellung. Ursula von der Leyen würdigt diesen Verdienst.

Buchholz. Job weg, Perspektive weg, letzte Station Arbeitsamt: Dieses Schicksal erleiden viele Arbeitnehmer, wenn sie über 50 Jahre alt sind und gekündigt werden. Eine neue Anstellung zu finden - das gelingt nur wenigen. Gemeinhin zählen die Ü-50er zum "alten Eisen", landen nicht selten auf dem Abstellgleis des Arbeitsmarktes. Roswita Meyer, Dagmar Seidel und Uwe Machler können ein Lied davon singen. Auch ihnen erging es so. Mit dem Unterschied, dass die drei nun wieder etwas hoffnungsvoller in die Zukunft blicken können. Sie fanden eine Festanstellung bei der Buchholzer Firma "Reha-Aktiv".

Das Unternehmen, das seit November 2008 an der Brauerstraße residiert, wird heute mit dem Bundespreis "Unternehmen mit Weitblick 2009" ausgezeichnet. Auf Vorschlag der Süderelbe AG überreicht die neue Arbeitsministerin Ursula von der Leyen im oberfränkischen Coburg die Auszeichnung an die Geschäftsführerin der "Reha-Aktiv", Dr. Heidemarie Hofmann-Princ. Sie führt das Unternehmen, das sich im vergangenen Jahr für ältere Arbeitnehmer stark gemacht und deshalb den Preis in der Süderelbe-Region gewonnen hat. Die gemeinnützige GmbH, die eine Tochter der Friedehorst-Stiftung ist, bot drei erfahrenen, bislang Arbeit suchenden Kräften eine Festanstellung.

Roswita Meyer etwa ist gelernte Fremdsprachenkorrespondentin. Doch mit 52 Jahren suchte sie drei Jahre lang vergebens nach einem Job. Über das von der Europäischen Union geförderte Programm "50 plus", das in deutschlandweit 62 regionalen Beschäftigungspakten ältere Arbeitnehmer in Lohn und Brot bringen soll, erhielt die Buchholzerin die Chance bei der "Reha-Aktiv". Nun sitzt sie im Vorzimmer der Geschäftsleitung und verliert nur lobende Worte: "Das ist eine anspruchsvolle und sinnhafte Aufgabe. Und mit dem freundlichen und kooperativen Team macht es sehr viel Spaß."

Ähnlich positiv äußert sich Uwe Machler. Der 49 Jahre alte gelernte Elektriker hat in den Vorjahren einiges probiert, um nicht arbeitslos zu bleiben. Er verdingte sich als Hausmeister, war selbstständiger Imbissbetreiber - es half nichts. Letztlich saß er vier Jahre beschäftigungslos zu Hause. Jetzt arbeitet er bei "Reha-Aktiv" als Hausmeister und sieht Licht am Ende des Tunnels: "Man hat wieder eine Perspektive. Die Lebensqualität ist mit einer Anstellung eine ganz andere. Und finanzielle Vorteile spielen natürlich auch eine Rolle."

Für den Leiter der gemeinnützigen Gesellschaft, Mathias Garms, sind die erfahrenen Arbeitskräfte Gold wert: "Wir haben bislang nur gute Erfahrungen gemacht. Die älteren Arbeitnehmer bringen Lebenserfahrung und soziale Kompetenz mit. Das können wir hier gut gebrauchen." 14 Mitarbeiter sind an der Brauerstraße fest angestellt - drei davon haben durch das Programm "50 plus" wieder Fuß im Arbeitsleben gefasst.

Das Kerngeschäft der ausgezeichneten Firma ist hingegen die berufliche Wiedereingliederung von Menschen, die im Lauf ihres Lebens Hirnschädigungen hinnehmen mussten. In fünf Arbeitsbereichen werden Schlaganfall- oder Hirntumorpatienten praxisnah an die reale Arbeitswelt herangeführt. In zwölf Monaten lernen die Rehabilitanden etwa den kaufmännischen Bereich, die Metallverarbeitung oder die Tischlerwerkstatt kennen. 24 Menschen pro Jahr verfolgen das Ziel, dadurch wieder eine Anstellung zu finden. "Drei Klienten konnten wir im Laufe des vergangenen Jahres sogar vermitteln", sagt Mathias Gares. Angesichts der Wirtschaftskrise eine zufriedenstellende Quote für den Firmenleiter.

Auf ein derartiges Erfolgserlebnis hofft auch Ralph Wülpern. Nach einem Schlaganfall gibt ihm die Holzwerkstatt in den Räumen der "Reha-Aktiv" Halt. "Hier hole ich mir ein Stück Selbstständigkeit zurück. Wieder arbeiten, selbst Essen zubereiten, all die Dinge, die verloren gegangen sind. Das steigert auch das Selbstwertgefühl", sagt der 42-Jährige. Obwohl er eigentlich Gärtner ist, hat er im Holz ein neues Arbeitsgebiet gefunden. Und ein größeres Lob als seine Abschlussbemerkung kann es für das "Unternehmen mit Weitblick 2009" wohl nicht geben: "Das Gesamtkonzept stimmt!"

Betriebsleiter Mathias Garms hört sich das an - und schweigt. Drei ältere Arbeitslose haben wieder einen Job, 24 Menschen mit Hirnverletzungen bekommen zumindest eine Chance. Die Taten sprechen für sich.