Peter Hurthe kutschierte mit dem Wagen zehn Jahre lang seine Kunden und sammelte Kilometer.

Harburg. Doch, ein wenig schwer fällt ihm der Abschied schon. Peter Hurthe (71) aus Wistedt fährt bereits seit mehr als 35 Jahren für die Funktaxenruf Harburg GmbH, und mit seinem Audi 100 Avant Diesel war er seit genau zehn Jahren auf Achse, hätte kommendes Jahr zu gern noch die Eine-Million-Kilometermarke mit dem Auto geknackt. Aber ein Auffahrunfall am Donnerstagabend vergangener Woche auf der Bundesstraße 75 bei Tötensen brach dem betagten Vehikel gewissermaßen vorzeitig das Genick. Bevor in den kommenden Tagen die Schrottpresse ruft und das Nachfolge-Taxi, ein Skoda Superb, geliefert ist, fährt der Droschkenkutscher mit dem hinten und vorne am Blech leicht lädierten Audi weiter.

Als Hurthe den Wagen vor zehn Jahren kaufte, hatte der schon neun Lebensjahre hinter sich und 220 000 Kilometer auf dem Zähler. Die ursprünglich silberfarbene Lackierung ist noch in den Türausschnitten zu erkennen, die Elfenbein-Taxifarbe überdeckt nur die alte Pracht. Peter Hurthe und sein Audi, beide sorgten unter den 85 Kollegen der Funktaxenruf Harburg GmbH immer für Gesprächsstoff. Der Audi war das älteste Taxi in Harburg und nicht selten lautete die Frage: "Na, fährt er immer noch?" Hurthe: "Baujahr 1990 ist das Auto. Es war die letzte Schrägheckvariante mit der Bezeichnung Avant. Sie war der Vorgänger aller folgenden Audi-Kombimodelle." Und gefahren ist der Wagen eigentlich immer, hat alle erforderlichen Inspektionen und Wartungsarbeiten bekommen. Deshalb hätte Hurthe dem Diesel, der täglich etwa 200 Kilometer zurücklegt, auch noch den Kilometer-Sprung über die Millionengrenze zugetraut.

Allerdings wäre dieses Jubiläum vermutlich auf einen eher geschätzten Zeitpunkt gefallen. Der Kilometerzähler im Tacho hatte vergangenes Jahr nämlich vorzeitig bei 895 512 km seinen Geist aufgegeben. Hurthe: "Seitdem zählte ich pro Tankfüllung immer 1000 Kilometer weiter."

Persönlich hat der 71-Jährige schätzungsweise etwa vier Millionen Kilometer weitgehend unfallfrei hinterm Steuer gesessen. Früher fuhr er Brot aus für eine Bäckerei im Landkreis Harburg, dann war er Anfang der 1970er-Jahre kurze Zeit angestellter Taxifahrer, bevor er sich 1974 mit einem Mercedes Diesel, dem Modell mit der Heckflosse, selbstständig machte. Es folgten Ford Consul, Ford Granada, Audi 80 und VW Jetta, bevor der Audi Avant sein bester Freund wurde.

Ralf Machalitza, Chef der Funktaxenruf Harburg GmbH, hat in Hurthe einen "verlässlichen Partner". Die Wirtschaftskrise hat nach Machalitzas Worten auch das Taxengewerbe arg gebeutelt. "Wir haben deutlich weniger Aufträge von Firmen. Fahrten zum Flughafen sind zurückgegangen. Aber wir wollen uns nicht beklagen, wir haben schon viele Krisen überstanden." In der Vorweihnachtszeit sind beim Funktaxenruf zumindest die Mercedes-Taxen gut zu erkennen, an einer Weihnachtsmann-Mütze auf dem Stern.