Wer hätte das gedacht: das Konzert der Philharmoniker Hamburg am vergangenen Montag bei der Musikgemeinde Harburg in der Ebert-Halle brachte nichts als Musik des 20. Jahrhunderts. Das hatte offenkundig etliche Mitglieder abgeschreckt. Vollkommen zu Unrecht: Denn es war ein Abend mit eingängiger, höchst interessanter Musik.

Harburg. Aaron Coplands "Quiet City" machte den Anfang. Leise, romantisch zu Beginn, dann eine zögerliche musikalische Entwicklung: Elegische Weisen vom solistischen Englischhorn und solistischer Trompete als Verkörperungen eines in die Stadt eindringenden Jungen, der Karriere macht, sowie eines Absteigers. Das Stück wirkte pastoral, kündete von Distanz und Einsamkeit.

Ganz anders die neueste Musik des Abends. Aus dem Jahre 2004 die "Pietà" für Trompete und Orchester von Christian Jost, der an diesem Abend auch hoch konzentriert die Philharmoniker leitete. Diese "Pietà" war entstanden zum Gedenken an den Jazztrompeter Chet Baker. Tatsächlich war diese ausgedehnte und aufregende Komposition voller Wärme. Naturgemäß kamen immer wieder Jazz-Elemente auf, dazu eine komplizierte Rhythmik und exotische Instrumentierung. Spannend war das, und über allem durchgehend der schwere, virtuose Solopart des Trompeters, geblasen vom hochbegabten Trompeter des NDR, Mathias Müller, der gerade 22 Jahre zählt.

Nach der Pause die gewichtige Sinfonie in Fis op. 40 von Erich Wolfgang Korngold. Korngold musste als Jude emigrieren, arbeitete in den USA als Filmkomponist. Das hat sich in seiner üppigen Sinfonie niedergeschlagen. Oft sah man gleichsam Bilder aus Hollywood-Filmen, auch Szenen am schützenden Kaminfeuer. Die vier wirkungsvollen Sätze fanden oft zu größter dramatischer Wucht, der dritte begann sehnsüchtig, im vierten mochte man eine Marschparodie vernehmen. Zukünftig bitte mehr Korngold!