Was das Basteln von Weihnachtsschmuck mit der Welt der Zahlen zu tun hat, erfuhren die Kinder ganz spielerisch.

Finkenwerder. Gestern wurde in den fünften Klassen Schmuck für den großen Weihnachtsbaum in der Pausenhalle gebastelt. Dabei hatten die Lehrer am Montag kein Kunstprojekttag an der Gesamtschule Finkenwerder organisiert, sondern Mathematik sollte im Zentrum des Unterrichts stehen. Aber eben nicht als Frontalunterricht, wie es immer noch in vielen deutschen Schulen praktiziert wird. "Mit unserem Projekttag sollen die Kinder und Jugendlichen lernen, dass Mathematik überall in der Welt um uns herum zu finden ist", erklärt Monika Clewer, Mathefachvertreterin der Gesamtschule. "Denn nur wenn Mathematik nicht ganz so trocken ist und den Schülern nicht abstrakt erscheint, bringt es Spaß."

Und passend zur Jahreszeit wurde deshalb in den fünften Klassen weihnachtlich gebastelt. Dabei wurden ganz unbewusst Mathematikkenntnisse vermittelt. "Wenn man die grünen Filzstücke faltet und Zacken hinein schneidet, dann hat man einen Tannenbaum, wenn man den Stoff auseinander klappt", freut sich die zehn Jahre alte Antonia. Beaufsichtigt wurden die Fünftklässler von Schülern der elften Klassen. Also auch von Ninja, die nicht nur beim Basteln geholfen, sondern zudem ein wenig erklärt hat. "Das nennt man symmetrisch, wenn die eine Seite so aussieht wie die andere. Und in der Mitte ist die Spiegelachse", sagt die 16-Jährige. Dem zehn Jahre alten Justin gefiel der alternative Unterricht wesentlich besser als die normalen Mathestunden. "Da muss man rechnen, mit Zahlen umgehen können, Säulendiagramme zeichnen - das bringt keinen Spaß", so der Fünftklässler. Seine Mitschüler bastelten parallel Sterne aus Transparentpapier, bei denen es auf das genaue Ausmessen der Kanten ankam. Andere produzierten übergroße Schneeflocken aus Glanzpapier.

"Jetzt merken die Schüler vielleicht noch nicht genau, was das Ganze mit Mathematik zu tun hat", so Lehrerin Ramona Radtke. "Aber wir werden in der nächsten Woche den Stoff nachbereiten, und dann merken sie, wie viel Spaß Mathematik machen kann." Vittoria und Adelina setzten sich mit den alten Ägyptern auseinander. "Mit den ägyptischen Zeichen zu rechnen, bringt viel mehr Spaß als die Bruchrechnung, die wir sonst im Unterricht durchnehmen", so die 11 Jahre alte Vittoria.

In der Oberstufe wurde der Mathematiktag anderweitig genutzt. Die Jugendlichen der elften Klassen unterstützten an diesem Tag ihre Mitschüler aus der zehnten Klasse, sich auf die kommenden Realschulprüfungen in Mathe vorzubereiten. "Unsere Mitschüler haben mehr Geduld und erklären es uns so lange, bis wir es verstanden haben", so der Schüler Dominique Ambauer. Leonard Nunez unterstützte ihn beim Lösen von quadratischen Gleichungen und half ihm bei der Wahrscheinlichkeitsrechnung. "Ich versuche die Themen leichter zu erklären, als es die Lehrer machen", so der Jugendliche, der an diesem Tag in die Rolle eines Lehrers geschlüpft ist. "Denn es ist verständlicher, wenn man es von einem Freund erklärt bekommt, bei dem man ruhig noch einmal nachfragen kann."