Die Anwohner des “LogPark Hamburg“ sehen ihre schlimmsten Befürchtungen übertroffen. Ihr Widerstand gegen das Projekt dauert an.

Mienenbüttel. Eine Mondlandschaft aus Sand türmen Bagger und Trecker nur knapp zehn Meter vor seinem Garten auf. "Ich bekomme eine Skipiste vor die Haustür", sagt Günter Prenzel süffisant. Seit 1962 lebt der 72-Jährige in seinem Haus an der Oldendorfer Straße in Mienenbüttel - stets mit Blick auf Wiesen und ein Wäldchen. Jetzt verändert sich das Gesicht des 200-Einwohner Dorfes: Unmittelbar vor dem Ort an der Autobahn 1 entsteht der 80 Hektar große "LogPark Hamburg". Acht bis neun Meter hoch werden die Sandhügel werden - etwa so hoch wie sein Eigenheim. Die Dünen verwandeln sich später in einen mit Sträuchern und Bäumen bepflanzten Grünstreifen zischen Dorf und Logistikhallen. "Modellierte Landschaft" nennen Experten das. "Na ja", sagt Günter Prenzel", wenn das den Lärm abhält..."

Als erstes Unternehmen hat die französische Bahntochter Geodis den Betrieb eines 12 000 Quadratmeter großen Logistikzentrums in Mienenbüttel in Betrieb genommen. Ein zweites Unternehmen, nach unbestätigten Informationen die Modekette C&A, wird folgen. Sandhügel für den grünen Schutzstreifen bilden einen Halbkreis vor dem Dorf. "Mienenbüttel wird eingedeicht", sagt Sven Viets von der Bürgerinitiative (BI). "Jetzt sind wir ein Stück Hafen." Der "LogPark" in Niedersachsen gilt als Hinterland des Hamburger Hafens.

Mit den Erdbewegungen in Mienenbüttel wird das gigantische Ausmaß des Logistikzentrums deutlich. "Unsere schlimmsten Befürchtungen sind übertroffen worden", sagt Bernd Lückemann. Er kämpft von Anfang an in der Bürgerinitiative gegen "LogPark". Unterstützung bekommt die Initiative von der Umweltschutzorganisation Bund. "Die Lebensqualität der Mienenbütteler ist erheblich vermindert", sagt Ingo Wohlde vom Bund-Regionalverband Elbe/Heide. "Die Hallen müssten 300 bis 500 Meter Abstand vom Dorf haben." Der Bebauungsplan sieht gerade einmal 100 Meter vor.

Obwohl die Oberverwaltungsrichter in Lüneburg in einer Eilentscheidung alle rechtlichen Bedenken der BI abgeschmettert haben, kämpfen die Aktivisten mit unverändert hoher Energie gegen den Logistikpark. Dorfbewohner beobachten jeden Schritt der Bauunterfirmen, Behörden und ansiedlungswilligen Unternehmen - jede Chance zu Widersprüchen oder Klagen vor Gericht wird genutzt. Das hat Strategie: "Es ist problematisch für den Investor, Firmen zu finden", sagt Claus Viets, "so lange hier kein Frieden ist. Das ist unser Faustpfand." Der Obstbauer aus Rade ist Kläger vor dem Oberverwaltungsgericht.

Die provisorische Zufahrt zur "LogPark"-Baustelle liegt direkt gegenüber dem Obsthof Viets. Auf der Bundesstraße 3 wird zurzeit eine Abbiegespur gebaut. Claus Viets hält die Baustelle für rechtswidrig. Es habe seiner Meinung nach kein ordentliches Genehmigungsverfahren gegeben. Der Streitfall beschäftigte jetzt den Gemeinderat. Joachim Franke (Grüne) fragte Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf Rosenzweig (SPD) nach der Rechtsgrundlage. Die Antwort: Eine Planfeststellung mit Bürgerbeteiligung sei nicht notwendig, weil die Zufahrt zeitlich befristet sei, bis die neue Kreisstraße 63 gebaut sei. Gemeinde und Landesbehörde für Straßenbau hätten darüber eine Vereinbarung geschlossen. Das sehe eine Ausführungsverordnung des Bundesfernstraßengesetzes so vor. "Alltagsgeschäft in Deutschland", so Rosenzweig. Die Vereinbarung würden jetzt alle Ratsmitglieder zur Einsicht bekommen.