So ein gefühlter Anflug von grippalen Unregelmäßigkeiten kann etwas Nettes sein. Es machte sich am Morgen ein leichter Kopfschmerz breit. Man ahnt ja schon, dass daraus - toi, toi, toi - nichts Ernstes wird.

Dennoch: Temperatur messen ist erlaubt. Sechsunddreißig fünf. Ideal, nicht grippal. Schal um den Hals, haben doch alle anderen auch, die echt Vergrippten.

Ist denn heute eigentlich noch etwas Wichtiges zu erledigen? Glück gehabt, die Tagesagenda zeigt keine Termine. Der Rest der Familie ist ausgeflogen. Da könnte die Frau mit dem Schal auf eine Idee kommen: Erst einmal ein bisschen aufräumen, die große Wolldecke auf dem Sofa bereit legen. Eine vorweihnachtliche Duftkerze anzünden. Schöne Musik auflegen. Das gehört zum Genesen dazu. Dann das Glücksrezept aus Kindertagen: Grießbrei. Sich selbst ganz mütterlich zubereitet. Eine große Portion - damit man schnell wieder auf die Beine kommt. Braunen Zucker drauf gestreut und ab aufs Sofa. Warm und wohlig, genussvoll und gemütlich.

Die Gesundung ist schon im Gange, als die Freundin aus dem Nachbarort anruft und ein Treffen vorschlägt. Am liebsten beim Italiener, du weißt schon, der mit den großen Salaten und diesen wunderbaren Desserts. Das passt ja prima zu meiner kulinarischen Erholungskur, denkt sich die zunehmend Regenerierende und springt aus den Kissen. Um acht also bei Luigi. Kerngesund, normal temperiert und irgendwie rundum kindergrießbrei-glücklich. Hat gut getan, diese Nichtgrippe für einen Tag.