Deutschland im Herbst, das ist die schnelle Antwort junger deutscher Filmemacher auf die Ermordung Hanns-Martin Schleyers und die Flugzeugentführung durch die RAF, um “etwas gegen die Angst zu tun“, wie Rainer Werner Fassbinder sagte.

Der bullige Filmemacher tritt in seiner Episode des Films selbst als Darsteller auf: Radikal subjektiv fängt er die hysterische Stimmung der Zeit ein, diskutiert mal mit seiner Mutter über Demokratie, die Terroristen oder das Dritte Reich, zeigt sich dann wieder, wie er in seiner Wohnung Informationen über das entführte Flugzeug zu bekommen versucht.

In der nächsten Episode entwirft Alexander Kluge die fiktionale Figur der Geschichtslehrerin Gabi Teichert, die nicht mehr weiß, was sie seit Herbst 1977 in Geschichte unterrichten soll. Es folgen Episoden von Volker Schlöndorff und Edgar Reitz. "Deutschland im Herbst" ist ein Film, in dem sich Fiktion, Dokumentarisches, Wochenschaurückblick und Interviewsequenzen in einer offenen Kunstform abwechseln. Ein Zeitzeugnis ist so entstanden, das sich eklatant von der Spielfilmform des "Bader-Meinhoff-Komplexes" unterscheidet, der diese Woche im Fernsehen lief.

Wie immer bei den neuen deutschen Filmemachern ist einiges sperrig und auch schon mal quälend langsam. Arthaus präsentiert den Streifen aus dem Jahr 1977 zusammen mit dem Kulturspiegel in der jüngst erschienen "Edition Deutscher Film", die anlässlich von 60 Jahren Bundesrepublik und 20 Jahren Mauerfall die 50 wichtigsten deutschen Filme präsentiert. Arthaus 9,99 Euro