Der Mitternachts-Einkauf im Phoenix-Center am Wochenende führt zu langer Debatte in der Bezirksversammlung.

Harburg. Alle 110 Läden im Harburger Phoenix-Center haben kommenden Sonnabend zum "Latenight-Shopping" bis Mitternacht geöffnet. Auch die Cafés und Restaurants machen mit. Musikalische Unterhaltung bieten der Shanty-Chor "De Windjammers" und die A-cappella-Band "Septomanie". Dass diese Ladenöffnung einerseits den Kunden freuen mag, andererseits aber auf dem Rücken des Verkaufspersonals ausgetragen wird, war Thema der "Aktuellen Stunde" in der Bezirksversammlung mit lebhafter Diskussion. Klaus Lübberstedt von der Fraktion Die Linke hatte das Thema Latenight-Shopping angemeldet, um auf den "Angriff auf abhängig Beschäftigte" hinzuweisen. "67 Stunden Öffnungszeiten müssen dem Einzelhandel genügen. Das reicht völlig aus. Sonderöffnungszeiten bringen nicht mehr Umsatz", hob er hervor. Und er sieht auch einen Angriff auf den von den Gewerkschaften organisierten "Tag der Arbeit", den 1. Mai kommenden Jahres. Für den Vortag, den 30. April, sei wieder ein Latenight-/Mitternachts-Shopping angemeldet.

Kurt Duwe, FDP-Fraktionsvorsitzender, trat ans Mikrofon und sagte nur zwei Worte: "Warum nicht?" Rainer Bliefernicht (CDU), Chef eines sieben Mitarbeiter zählenden Spielwarengeschäfts in Buxtehude, stieg deutlich tiefer ins Thema ein und wies auf das seit Januar 2007 gültige Ladenschlussgesetz hin. Das gestatte dem Einzelhandel den Laden von Montag bis Sonnabend, an sechs Tagen pro Woche, 24 Stunden, insgesamt 144 Stunden geöffnet zu haben, sowie an vier Sonntagen im Jahr jeweils fünf Stunden. Das Gesetz ist mit Gewerkschaften abgestimmt. Bliefernicht: "Ich habe mit Beschäftigten zweier Modehäuser im Phoenix-Center gesprochen. Sie sagten mir, dass Listen ausliegen und sie sich freiwillig für die Arbeitszeiten eintragen." Bliefernicht bezeichnet sich selbst als "konservativen Arbeitgeber", dem die Öffnungszeit von Montag bis Freitag 9 bis 18 Uhr und Sonnabend bis 13 Uhr völlig ausreicht. Auf Wunsch seiner Mitarbeiter öffnete er auch an verkaufsoffenen Sonntagen. Bliefernicht: "Meine Erfahrung, wenn ich sonntags verkaufe, kommen montags und dienstags weniger Kunden."

Bliefernicht und Linke-Fraktionschef Ali Yardim tauschten sich zur Arbeit eines Selbstständigen aus. Yardim: "Für einen Selbstständigen ist Arbeit keine Arbeit". Er erinnerte an seinen Großvater, der sich als Bauer um seine Tiere kümmerte. Das habe ihm Spaß gemacht.

Jürgen Heimath, SPD-Fraktionsvorsitzender: "Wir sollten die Beschäftigten bei Kaufland in Neugraben nicht vergessen. Dort wird täglich bis 22 Uhr gearbeitet. Wir sollten als Kunden Zeichen setzen, wie lange wir einkaufen müssen." Rolf Duwe (FDP): "Man kann sein Geld beim Einkauf im Internet auch rund um die Uhr ausgeben. Die Zeiten ändern sich. Wir sind der Markt und wir sollten nicht so viel moralisieren." Helga Stöver (CDU): "Im Verkauf sind hauptsächlich Frauen beschäftigt und die arbeiten dort nicht unfreiwillig. Wir haben einen flexiblen Arbeitsmarkt."