Als Musiklehrer Robert Beck Rauli Kantas aus der 11b das erste Mal spielen hört, ist das wie eine Offenbarung.

Der Außenseiter entlockt seiner Fender Stratocaster im öden Musikraum der Schule Töne, die wie von einem Musikgott klingen und Jimi Hendrix alt aussehen lassen. Fortan ist Beck besessen, ja geradezu manisch hinterher, sein Juwel und Musikgenie groß herauszubringen. Das Projekt "Rauli" wird immer mehr zur Wiedergutmachung dafür, was er in seinem verpatzten Leben und mit seiner mittelmäßigen Band "Kopfgeburt" einst an Selbstverwirklichung nie geschafft hat. Benedict Wells überraschte mit diesem fulminanten Romandebüt 2008, für das er den Bayerischen Kunstförderpreis erhielt. Man muss sich fragen, wie der Autor Jahrgang 1984 sich so perfekt in das elende Dasein eines Lehrers in der Midlife-Krise einfühlen kann. Das Buch verblüfft mit unendlich vielen schlauen Beobachtungen, Einfällen und einem lässigen Erzählton, so dass es sich atemlos weg liest. Das Werk ist jetzt als Taschenbuch bei Diogenes erschienen. Benedict Wells, Becks letzter Sommer, 10,90 Euro.