Die Gemeinden im Landkreis Harburg bereiten sich für den von der EU verordneten “Glühlampenausstieg“ vor. Laut “Verordnung der Kommission zur Durchführung der Richtlinie 2005/32/EG“ wird es ab dem 31. Dezember 2014 keine Quecksilberdampf-Hochdrucklampen für Straßenleuchten mehr auf dem Markt geben.

Seevetal/Hanstedt. Sie werden durch die weitaus sparsameren Natriumdampf-Hochdrucklampen ersetzt. Die Gemeinden müssen bis 2014 deswegen ihre Straßenleuchten mit neuen Leuchtköpfen ausstatten, weil die alten Leuchtköpfe technisch nicht auf die neuen Lampen ausgerichtet sind.

Um in den Genuss des Energiesparens zu kommen, müssen die Gemeinden aber erst tief in die öffentlichen Kassen greifen. Und der Zeitpunkt für diese Ausgaben ist denkbar ungünstig. Horst-Elert Stödter, bei der Gemeinde Hanstedt zuständig für die Straßen und die Straßenbeleuchtung, hat ausgerechnet, dass die Gemeinde für die Umrüstung der 141 wichtigsten Straßenleuchten an den Hauptverkehrsstraßen, wo beispielsweise auch Schüler die Straße überqueren, in den kommenden beiden Jahren 82 000 Euro wird ausgeben müssen. Stödter: "Bei rund 80 Prozent unserer Straßenleuchten ist ein einfaches Umrüsten nicht möglich. Wir müssen also neue Leuchtköpfe anbringen, um die neuen Leuchten benutzen zu können." Das sei eine Investition, so Gemeindedirektorin Iris Hennig, die sich die Gemeinde "eigentlich nicht leisten kann, in Anbetracht der der Steuerausfälle, die wir in unserem Haushalt 2010/2011 gerade versuchen auszugleichen".

Hennig: "Das ist wieder mal eine Ausgabe, die auf eine EU-Gesetzgebung folgt, ohne dass die Kommunen im Vorwege gehört werden, ob sie sich so etwas leisten können. Einerseits werden wir mit den neuen Leuchten ja auch Energie einsparen, andererseits sind die Zeiträume für die Umsetzung der Richtlinie sehr unglücklich gewählt." Und Stödter hat noch längst nicht alle Straßenleuchten verbucht, die nachgerüstet werden müssen. Die Gemeinde ist für alle Straßenleuchten an sämtlichen Straßen, also Gemeinde-, Kreis- und Landesstraßen innerhalb ihres Gemeindegebietes zuständig. Die sollen dann in einem zweiten Schwung in 2013 und 2014 nachgerüstet werden. Horst-Elert Stödter rechnet damit, dass sich die Ausgaben in vier bis fünf Jahren amortisiert haben.

Auch Seevetal beschäftigt sich derzeit mit dem Thema "Glühlampenausstieg" und kommt bei ihrer Berechnung auf 2000 Straßenlaternen, die ausgewechselt werden müssen, und auf 800 Leuchtköpfe, die nachgerüstet werden müssen. Kostenpunkt: mehr als eine Million Euro. Gemeindesprecher Andreas Schmidt: "Wir hoffen natürlich, dass wir für diese Investition Fördermittel akquirieren können. Denn das ist eine große Ausgabe, auch wenn es keine Investition ist, die wir in einem Stück tätigen müssen."

Die Gemeinde Jesteburg ist einen Schritt weiter in Sachen "Glühlampenausstieg". Sie hat schon 200 Straßenleuchten umgerüstet, gekostet hat die Umsetzung der EU-Richtlinie bisher rund 46 000 Euro. Thomas Burmester, Bereichsleiter Bauen in der Gemeindeverwaltung, sagt: "Probeweise haben wir in einem Neubaugebiet acht Lampen mit LED-Technik ausgerüstet. Um eine korrekte Ausleuchtung zu bekommen, brauchten die herkömmlichen Leuchtkörper 80 Watt. Die LED-Leuchtkörper brauchen dafür lediglich 34 Watt. Das ist natürlich weitaus sparsamer." Ob sich der Modellversuch gemeindeweit umsetzen lässt, wie der Umweltausschuss es empfohlen hat, steht in den Sternen, denn um eine Straßenleuchte mit der modernen LED-Technik auszustatten, müsste die Gemeinde 500 Euro zahlen. Ob der Haushalt das hergibt, ist fraglich. 350 Straßenleuchten müssen in Jesteburg noch nachgerüstet werden.