“Süchtig bleibt man immer und ewig, das geht nicht irgendwie weg“, sagt Dr. Robert Stracke. Der 52-Jährige leitet Hamburgs größte Fachklinik für Abhängigkeitserkrankungen, das Fachkrankenhaus Hansenbarg in Hanstedt.

Hanstedt. Die Patienten kommen grundsätzlich freiwillig her, um trotz ihrer Alkohol- oder Medikamentenabhängigkeit ein zufriedenes und selbstbestimmtes Leben führen zu können. Sie stellen "eine bunte Mischung aus allen gesellschaftlichen Schichten" dar, Ärzte und Facharbeiter sind ebenso vertreten wie Hartz-IV-Empfänger. Am Sonnabend, 28. November, findet hier ein Weihnachtsbasar statt.

Ehen und die Gesundheit gehen kaputt, im Berufsleben droht das Aus, und "aus der Flasche kommen die Gespenster" - all das passiert häufig, ehe sich Patienten in Behandlung begeben. "Keiner geht damit offen um, das wird unter den Teppich gekehrt." Schließlich sei die Diagnose stigmatisierend, der Marktwert des Betroffenen sinke. So dauere es im Durchschnitt zehn bis 15 Jahre, ehe Kranke professionelle Hilfe gegen die Sucht suchten, bedauert Dr. Stracke. Der Mediziner ist seit 2002 Chefarzt des im Wald bei Hanstedt gelegenen Fachkrankenhauses Hansenbarg.

Das Grundstück hatte sich ursprünglich der Hamburger Juwelier Franz Barca als Landsitz ausgesucht. 1910 ließ er hier ein Herrenhaus bauen - das reetgedeckte denkmalgeschützte Gebäude beherbergt heute die Verwaltung der Klinik. Die Einrichtung, die zur Hamburger Alida-Schmidt-Stiftung gehört, verfügt über 80 Mitarbeiter und 100 Betten, die ständig belegt sind. Die Wartezeit auf einen stationären Therapieplatz beträgt vier bis acht Wochen, durchschnittlich 90 Tage sind die Patienten dann "auf dem Hansenbarg". Wer zur Behandlung kommt, ist im Durchschnitt 45 Jahre alt, Männer stellen mit 70 Prozent das Gros der Patienten.

Individuell und gezielt wird die Behandlung auf den jeweiligen Einzelfall ausgerichtet. Gruppenangebote bei Depressionen und Angststörungen finden sich hier ebenso wie soziales Kompetenztraining zur Stärkung der Selbstsicherheit, Krankengymnastik und Hilfen für den Weg zurück in den Alltag. EDV-Kurse und Bewerbungstrainings werden angeboten, Beratungsstellen und Selbsthilfegruppen für die Zeit nach der Therapie vorgestellt. Dazu gibt es Freizeitmöglichkeiten, Hallenbad, Sauna und Sporteinrichtungen. Die Kosten werden hauptsächlich von der Rentenversicherung getragen. Ziel ist die Wiederherstellung der Erwerbsfähigkeit - hier liege die Erfolgsquote bei 95 Prozent, sagt Mediziner Stracke, obwohl die Hälfte der Patienten irgendwann rückfällig wird. Wer einmal zur Behandlung hier war, hält häufig den Kontakt auch anschließend aufrecht. Dreimal jährlich ist die Klinik Treffpunkt für aktuelle und ehemalige Patienten, für Familienangehörige, Freunde und Gäste: Neben dem Osterfeuer und dem Sommerfest ist die dritte öffentliche Veranstaltung im Jahr der Weihnachtsbasar. Am Sonnabend, 28. November, gibt es von 14 bis 18 Uhr die Gelegenheit zu Gesprächen bei Kaffee und Kuchen, Waffeln und Würstchen. Verkauft werden Bastelarbeiten von Patienten und Gartenbänke aus dem Werkstattbereich der Klinik.

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