Die Preise sind stabil geblieben, was vor allem Familien zu schätzen wissen. Die Atmosphäre stimmt.

Harburg. "Womit wollt ihr fahren: Riesenrad oder Karussell", fragt Maike Klindtworth (35). "Karussell!" ruft der kleine Mads (5), "Riesenrad", sagt ihre Tochter Julie (7), beißt beherzt in ihren Schoko-Apfel. Am Sonnabend stand bei Maike und Götz (36) Klindtworth ein Ausflug auf den Weihnachtsmarkt auf dem Harburger Rathausplatz auf dem Programm.

Mit großen Augen bleiben Julie und Mads vor dem Stand mit den herrlich süßen Leckereien stehen - gebrannte Mandeln duften verführerisch nach Weihnachten und Paradiesäpfel leuchten in den schönsten Rottönen.

Der Harburger Weihnachtsmarkt gilt als besonders familienfreundlich, auch was die Preise betrifft. "Stimmt", sagt Götz Klindtworth, "eine Karussellfahrt kostet 1,50 Euro, ein Crêpe mit Zucker und Zimt zwei Euro, ein Glühwein für die Großen zwei Euro." Damit sind die Preise gegenüber dem vergangenen Jahr konstant geblieben.

Trotzdem ist ein Besuch auf einem Weihnachtsmarkt für eine vierköpfige Familie kein billiges Vergnügen. "Die Kinder wollen Karussell fahren, für uns gibt's einen Crêpe", da sind schnell 20 Euro ausgegeben", betont der Elektriker.

Deshalb gehe die Familie gerne auf den Harburger Rathausplatz, hier sei es günstiger als in der Hamburger Innenstadt und nicht so überlaufen. "Außerdem wird sehr viel für Kinder geboten", freut sich Maike Klindtworth und bleibt vor der kleinen Bühne vor dem Rathaus stehen.

Hier hat gerade Holger Junker, Archäologe und Museumspädagoge beim Helmsmuseum, jede Menge Feuersteine und Geröllkiesel ausgepackt. "Wir lernen heute, wie in der Steinzeit Feuer gemacht und scharfe Werkzeuge geschliffen wurden", erklärt er. Die Traube an Kindern vor seinem Stand wird immer größer.

Anne Rehberg, Veranstaltungsmanagerin der WAGS Hamburg-Events, freut sich: "Auch in den nächsten vier Wochen wird noch viel für unsere kleinen Gäste geboten", so die Organisatorin des Weihnachtstrubels auf dem Rathausplatz. Ab dem 1. Dezember wird zum Beispiel jeden Tag ab 17 Uhr der Weihnachtsmann vorbeischauen und das erste Türchen des Adventskalenders - eine Veranstaltung gesponsert vom Hamburger Abendblatt und der Aktionsgemeinschaft Harburger Kaufleute - wird auch am 1. Dezember geöffnet.

Auf der Bühne zündet Holger Junker gerade ein steinzeitliches Feuer an. Nur einige Meter weiter hat die Schmelzbäckerei Rasch ihren Stand. Eine lange Menschen-Schlange hat sich vor dem bunt erleuchteten Wagen gebildet. Auch Götz Klindtworth reiht sich ein: "Ein Weihnachtsmarktbesuch ohne Schmalzgebäck, undenkbar", sagt der Familienvater lachend. Adriane Rasch grinst, sagt: "Wir haben Kunden, die kommen nur wegen unserer Apfel- und Kirschtaschen auf den Rathausplatz, manche sogar aus Lüneburg." 1,30 Euro kosten die süßen Leckereien, die Eierlikör- und Marzipantaschen sind für jeweils 1,50 Euro zu haben.

Insgesamt reihen sich auch dieses Jahr wieder 24 Verkaufsbuden auf dem Rathausplatz aneinander, Crêpe-Stände, Glühwein-Buden - traditionelles Kunsthandwerk sucht man vergebens. Doch halt: Ganz in der letzten Ecke steht Hildegard Gerthagen mit ihrem Stand voll mit Holzschnitzereien und Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge. Kleine Engelfiguren für 10 bis 22 Euro, von Hand geschnitzte Schwibbögen für 70 bis 120 Euro. "Die Atmosphäre auf dem Harburger Weihnachtsmarkt ist toll, ganz freundlich", schwärmt Hildegard Gerthagen. Sie ist nur das erste Adventswochenende in Harburg, dann fährt sie zum nächsten Weihnachtsmarkt. "Aber vielleicht komme ich auch noch mal wieder."

Langsam wird es dunkel, und die Lichter tauchen die Buden in ein romantisches Licht. Silvia Schröder aus Farmsen und Gaby Mühle aus Harburg haben gerade an einem Stand ihren ersten Glühwein für dieses Jahr bestellt. Sie schauen sich zwischen den Buden um. "Die Tannen sorgen für Atmosphäre", sagt Gaby Mühle. Trotzdem finde sie die Weihnachtsmärkte in der Hamburger Innenstadt stimmungsvoller. "Da ist einfach mehr los. Vielleicht sollte man in Harburg auch einige Buden in der Fußgängerzone aufbauen." Aber auf den Weihnachtsmarkt am Harburger Rathausplatz verzichten? Nein, der gehöre hier hin.