In der Bahnhofstraße 56 eröffnete das erste Kaufhaus der DRK. Hier soll jeder gut erhaltene Secondhand-Sachen günstig kaufen können.

Neu Wulmstorf. Am Sonnabend war es endlich soweit: In der Bahnhofstraße 56 eröffnete das erste Kaufhaus der DRK in Neu Wulmstorf. Sein Name: "Fundus - Kaufhaus für Alle". Zu den Festrednern gehörten Neu Wulmstorfs Bürgermeister Wolf-Egbert Rosenzweig (SPD) sowie der erste Vorsitzende des DRK-Kreisverbands Harburg-Land Norbert Böttcher. Böttcher gratulierte dem Ortsverein Neu Wulmstorf zu dem ambitionierten Projekt und kündigte an, im Anschluss an seine Rede selbst in den Regalen stöbern zu wollen.

Da war der Kreisverbands-Vorsitzende nicht der Einzige. "Toll wie viele Kunden schon am ersten Tag gekommen sind", freute sich Bernhard Pröhl, Vorsitzender des DRK-Ortsvereins und schaute sich nach der Eröffnung zufrieden in dem 82 Quadratmeter großen Verkaufsraum um. Egal ob bedürftig oder gut situiert, im Fundus darf jeder zu einem sehr günstigen Preis einkaufen. Ein Paar Babysöckchen kostet 20 Cent, eine Bluse ein bis zwei Euro und eine neue Funktionsjacke acht Euro. Aber es gibt auch Geschirr und Elektroartikel.

Angefangen hat alles vor einem Jahr - mit der Idee von SPD-Ratsherrn Thomas Grambow. "Das DRK betrieb schon die Kleiderkammer in der Gumbinner Straße, sozusagen im alten Teil Neu Wulmstorfs. Nördlich der B 73 gab es aber noch nichts Vergleichbares", erklärte der Politiker. Er habe sich ein Kaufhaus vorgestellt, in dem man zwar nicht viel, aber trotzdem etwas zahlen muss. "Denn wer zahlt, hat nicht so schnell das Gefühl, bedürftig zu sein. Das macht es vielen leichter, hier hin zu kommen", so Grambow.

Die Sorge, dass nicht nur bedürftige Menschen zum Einkaufen kommen, hat Frank Rehmers vom DRK-Ortsverein nicht. "Wir können jemandem nicht ansehen, ob er arm oder reich ist, und wollen das auch nicht!" betont er. Auch die Befürchtung, ansässige Händler könnten sich durch das günstige Angebot des DRK-Kaufhauses unterboten fühlen, teile er nicht. "Wir wollen niemanden verdrängen und stellen mit unserer Ware keine Konkurrenz für umliegende Geschäfte dar."

Zwei Monate darf das DRK den Verkaufsraum plus den 30 Quadratmeter großen Keller umsonst nutzen. Ab Januar wird dann eine Monatsmiete von 1500 Euro (inklusive Nebenkosten) fällig. "Ohne unsere Helfer, die ehrenamtlich mit anpacken, wäre das nicht möglich", sagt Rehmers.

25 überwiegend weibliche Freiwillige werden sich im Geschäft abwechseln, nehmen die Spenden entgegen, sortieren stark beschädigte Stücke aus, waschen, bügeln und verkaufen.

Viel Arbeit? "Nein, das macht Spaß", betonte Heidrun Leenders, Rentnerin und mittlerweile ehrenamtliche Geschäftsführerin des DRK-Kaufhauses. "Jede von uns arbeitet etwa 1,5 Tage die Woche", so Leenders.

Eine ihrer Mitarbeiterinnen heißt Anke Wieters. Genau wie ihre "Chefin" freut sich auch die 63-Jährige über ihre neue Aufgabe. "Es ist doch viel schöner zu helfen, als nur Zuhause zu sitzen." So viel Engagement wissen die Kunden zu schätzen. Brigitte Zander (64) und Irmgard Koch (77) aus Neu Wulmstorf waren begeistert von dem neuen Angebot. "Gerade wenn die Rente nicht besonders üppig ausfällt, ist man auf so etwas angewiesen", betont Irmgard Koch. Dass die Sachen alle schon mal getragen wurden, stört die beiden Frauen nicht. "Es ist doch schlimm, dass alles weggeworfen wird, nur wenn man es nicht mehr schön findet", so Brigitte Zander.

"Mehr Nachhaltigkeit, das Schonen von Ressourcen, auch das sind wichtige Grundgedanken des Projekts", betont Thomas Grambow.

Brigitte Zander und Irmgard Koch wollen zum Einkaufen wieder kommen. Dafür haben sie immer montags bis freitags von 9 bis 12.30 Uhr und von 14.30 Uhr bis 18 Uhr und sonnabends von 9 Uhr bis 12.30 Uhr Gelegenheit.