Mit einem ungewöhnlichen Konzert wartete die Kulturstiftung Schloss Agathenburg am Sonnabend auf: Kai Wessel, der international bekannte Countertenor, gab mit Mitgliedern des Hamburger Barockorchesters Elbipolis einen Abend mit Werken des Barock.

Agathenburg. Einleitend eine reizvolle kurze Weise des Franzosen Claude Le Jeune aus der Spätrenaissance. Dann folgten Italiener, und man muss sich die Luxuspaläste der römischen Aristokratie zwischen 1600 und 1700 vorstellen, um den äußeren Rahmen dieser Musik zu begreifen.

Hier brillierte Kai Wessel mit seiner Virtuosität. Es liegt in der Natur seiner Stimmlage, dass ihr der weiche Schmelz des vollen Körperklangs fehlt. Dafür aber blitzten die gesanglichen Kaskaden umso klarer. Die Kantaten handelten von Abschied und Liebeschmerz. So kehrte stets die reizvolle, insistierende Klagefigur der absteigenden Quarte wieder; musikalisches Zeichen für Trauer.

In der letzten Arie der Kantate "Perché tacete" von Scarlatti zeigte Wessel, mit welcher Bravour derartige hochvirtuose Stücke vorgetragen werden müssen. Inniger aber das letzte Stück des Abends, eine weitere Arie von Pistocchi um Liebeschmerz. Zwischen den Gesangsnummern spielten die vier Mitglieder von Elbipolis - Jürgen Groß, Albrecht Kühne, Inka Döring und Jörg Jacobi - allein, und ihr schönster Auftritt war die mitreißende "Follia" von Vivaldi. Eine aufregende Komposition, die durch die stete Variierung des Grundthemas ungemein suggestiv wirkt.