Kinder der Mühlenschule Holm-Seppensen durften sich die Technik an der Baustelle ansehen und erklären lassen.

Holm-Seppensen. 8000 PS, 1200 Meter lang, 50 Millionen Euro teuer - die Kinder aus der Mühlenschule in Holm-Seppensen sind begeistert und merken sich jedes Detail. Schließlich wäre "PM 1000-URM" mit diesen Superlativen in jedem Sportwagenquartett der Renner schlechthin. Bloß bei der Höchstgeschwindigkeit nicht: Wenn die größte Gleisbaumaschine der Welt im Einsatz ist, kommt sie maximal 50 bis 60, im Durchschnitt gerade mal 30 Meter in der Stunde voran.

Nein, eigentlich möchte er ja nicht Lokomotivführer werden, sagt der zehn Jahre alte Florian, um gleich einzuschränken: "Außer bei dieser Maschine". Das stählerne Monstrum hat es ihm und seinen Klassenkameraden angetan. Begeistert beobachten die Kinder aus der Klasse 4b, wie das neue Gleisbett für die Heidebahn entsteht.

Die Hauptrolle bei den Bauarbeiten spielt der Umbauzug "PM 1000-URM". Jeweils eine Unterrichtsstunde lang dürfen die Kinder der 4b und der anderen Klassen die Riesenmaschine aus der Nähe betrachten. Geschäftsführer Werner Zitz von der Spezialfirma Swietelsky aus Isernhagen bei Hannover gibt dazu Erläuterungen und beantwortet Fragen. Da heißt es ganz genau hinhören, schließlich macht die Riesenmaschine auch einen Riesenlärm, ganz nah dran ist kaum das eigene Wort zu verstehen.

Dass die Geräuschbelastung durch die Bauarbeiten derzeit die Anwohner der Heidebahnstrecke nervt, weiß Werner Zitz. Dazu kommen Beeinträchtigungen durch den Baustellenverkehr mit den vielen Kieslastern und die Sperrung von Bahnübergängen. Dennoch gehe hier alles "erstaunlich entspannt" seinen Gang, sagt er. Zitz sieht die Schulstunde auf der Baustelle so auch als einen Teil der Öffentlichkeitsarbeit an. Doch dem 57-Jährigen macht es auch sichtlich Spaß, den Kindern alles zu erklären. Das kommt gut an: Henrik (9) findet es "cool, dass ich so viele Fragen stellen konnte. Jetzt weiß ich viel mehr darüber." Den Kindern ist der Lärm egal, sie sind technikbegeistert und interessieren sich für jedes Detail. Sie bestürmen den Experten mit ihren Fragen und erfahren, dass "PM 1000-URM" über vier Motoren mit insgesamt 8000 PS verfügt, gerade zwei Monate alt und erst zum zweiten Mal im Einsatz ist. Wo der Zug eingesetzt werden kann, will ein Schüler wissen. "Im Prinzip überall in Europa, außer da, wo es andere Spurweiten gibt", lautet die Antwort.

Neben den technischen Daten überzeugt der Gleisbauzug aber auch mit Umweltaspekten: So besitzt die 1200 Meter lange rollende Baustelle eine eingebaute Recycling-Einrichtung für den gebrauchten Schotter. Kevin (9) freut sich, dass das "alte Material wieder verwendet und nicht alles weggeworfen wird".

Längst ist Technik keine männliche Domäne mehr, auch die Mädchen sind vom Ausflug zur Baustelle begeistert. "Ich finde es toll, das mal aus der Nähe zu sehen", sagt Hannah (9) und spricht damit ihren Mitschülern aus dem Herzen. Besonders beeindruckend ist für die Kinder, dass die Maschine einmalig und die größte ihrer Art auf der Welt ist - "und die ist hier bei uns in Holm-Seppensen".

Die Bauarbeiten an der Heidebahn sollen noch bis Sonnabend, 28. November, dauern. Auf zehn Kilometer Länge wird das Gleis zwischen Handeloh und Suerhop erneuert. Insgesamt 150 Menschen sind auf der Baustelle beschäftigt. Für Reisende ist ein Bus-Ersatzverkehr eingerichtet.