Das Tor zum Binnenhafen ist seit Jahresbeginn durch die Altauto-Abwrackprämie zum Schrottplatz verkommen.

Harburg. Das hat Harburg gerade noch gefehlt. Trotz aller Bemühungen, die Stadtentwicklung positiv voranzubringen und das Gebiet des Binnenhafens von störendem Gewerbe zu entrümpeln, konnte sich an der Ecke Neuländer Straße/Hannoversche Straße ein Schrotthändler niederlassen, der dort unter anderem mehr als 100 Altautos dicht an dicht deponiert hat. "Zutritt verboten", steht auf einem Schild, "kein Verkauf" und "Eltern haften für ihre Kinder". Teile des etwa 200 Meter langen und 20 Meter breiten Geländes sind mit einem Bauzaun abgeriegelt und als Sichtschutz mit Lkw-Planen verhängt. Dahinter sind Schrott und Sperrmüll gelagert, bewacht von einem Kettenhund (Rottweiler). Der Betreiber selbst ist nicht anzutreffen.

Bis März 2006 hatte die New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie AG (NYH) dort den Betriebsparkplatz für ihre Mitarbeiter. Das Parkplatzgelände wurde an den Eigentümer, die Immobiliengesellschaft der Deutschen Bahn AG (DBImm) zurückgegeben. Teile der NYH sind inzwischen an den neuen Standort Lüneburg verlagert. Seit Anfang des Jahres breitet sich der Schrottbetrieb aus und hat durch die Abwrackprämie den Hof randvoll mit Altautos. Sabine Brunkhorst, Sprecherin der Bahn AG in Hamburg: "Wir haben dem Mieter das Gelände zum Abstellen von Autos zur Verfügung gestellt. Das Ganze ist eine Übergangslösung, allerdings ohne zeitliche Befristung."

Inzwischen sind Bezirksverwaltung und Politik auf die Entwicklung aufmerksam geworden. Rainer Bliefernicht, Sprecher der CDU-Fraktion/Ausschuss für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr: "Die Nutzung ist im Bebauungsplan so nicht ausgewiesen." Und der Harburger Dezernent für Wirtschaft, Bauen und Umwelt, Jörg Heinrich Penner (GAL), stellt fest, dass für die gewerbliche Nutzung des Geländes beim Bezirksamt kein Antrag vorliegt. Penner: "Wir haben die denkmalgeschützte Fassade der New-York Hamburger auf der anderen Straßenseite. Und wir haben die Neuländer Straße als östliches Eingangstor zum Binnenhafen. Da ist ein Schrottplatz keine geeignete Nutzung. Der Grundeigentümer tut sich selbst keinen Gefallen damit, wenn er sein Grundstück durch derartige Nutzung vom Image her entwertet." Gegen Grundeigentümer und Mieter ist nach Angaben von Penner ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet worden. Sollten Kraftstoffe und Öl aus den abgestellten Altautos Erdreich oder auch Grundwasser verschmutzen, müsste der Grundeigentümer haften.

Zu guter Letzt zeigt sich, dass die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) dahinter steckt und offenbar versäumt hat, die Bahn AG und den Bezirk ausreichend zu unterrichten. BSU-Sprecher Björn Marzahn: "Es handelt sich um ein zeitlich befristetes Ausweichgelände für einen unserer 20 zertifizierten Auto-Verwertungsbetriebe." Die Lagerplätze der Firmen reichten seit der Abwrack-/Umweltprämie im Februar nicht aus. Das Gelände an der Neuländer Straße werde von der BSU kontrolliert. Alle Fahrzeuge kommen bei den Betrieben in die Verwertung.