Als junge Frau habe ich Gedichte über die Tristesse des elften Monats geschrieben. Den November empfand ich als trübe, dunkel, rutschig, kalt. Dass aus dieser Gefühlslage einmal eine kleine Liebesbeziehung werden würde, hätte ich nicht geahnt.

Heute sage ich aus vollem Herzen: Ich mag den vorletzten Monat des Jahres sehr. Vorbei die - natürlich auch sehr schönen - langen, lichten Tage des Sommers, an denen es mich nach draußen lockt, in die Sonne und die endlosen Abende. Vorbei der lange, warme, trockene September, der mir vorgaukelte, noch sommerlich zu sein, und der mir gleichzeitig die ersten Dominosteine aus Schokolade in den Regalen präsentierte. Mir sagt ein Altweibersommer weniger als die geheimnisvoll vernebelten Morgenstimmun-gen eines Novembertages. Kaum trete ich aus der Tür, befinde ich mich in einer Märchenwelt. Schweben die gelben Blätter über die Straßen? Ist das himmlische Grau nicht durch etliche Sonnenflecken belebt? Ist nicht alles viel stiller, ruhiger und verwunschener? Solche Stimmungen versetzen mich in gute Laune. Ich habe Lust, an den Schreibtisch zu gehen. Meine Geschichten könnten weiter geschrieben werden. Letzte Texte müssten korrigiert werden. Oder sollte ich erst das angefangene Bild zu Ende malen? Novembermöglichkeiten beflügeln mich. Wenn draußen alles ruht, werde ich aktiv. Es ist, als würde sich innere Stärke bilden. Ich hätte einen Namen für sie: Novemberkräfte.