Harburg. Im eisigen Wasser des Hansa-Hafens kämpfte Ayse T. (29) um ihr Leben. Ihr Verlobter Fikret Y. (26) hatte sie nach einem heftigen Streit von der Kaimauer in das Hafenbecken geschubst. Die junge Frau konnte sich zunächst noch an einem Seil festhalten, der Angreifer schüttelte so heftig daran, dass sie mehrmals in das Wasser zurückfiel. Erst im letzten Moment warf er ihr ein anderes Tau zu und zog sie damit aus dem Wasser. Gestern wurde gegen Fikret Y. vor dem Amtsgericht Harburg wegen gefährlicher Körperverletzung verhandelt. Der Grund des Dramas war offenbar rasende Eifersucht gewesen. Ayse T. hatte mit einem Arbeitskollegen während einer Pause Tisch-Fußball gespielt, ihr Verlobter war deshalb ausgerastet. In der Verhandlung schwieg der Angeklagte zu den Tatvorwürfen, und auch das Opfer wollte oder konnte dem Gericht nicht weiterhelfen. Ayse T. machte als Verlobte von ihrem Recht zur Aussageverweigerung Gebrauch. "Wir haben sehr viel Kummer miteinander gehabt und viel durchgemacht, aber jetzt wollen wir heiraten, und ich möchte nicht, dass er bestraft wird", sagte sie.

Damit wäre das Verfahren für Fikret Y. normalerweise zu Ende gewesen, weil ihm das Gericht keine Schuld nachweisen konnte. Doch es wird eine Fortsetzung im mit ungewissem Ausgang geben. Das Gericht will versuchen, weitere Zeugen ausfindig zu machen.