Vor allem Privatvermieter und kleine Pensionen bekommen vom Zuwachs nichts mit.

Undeloh/Lüneburg. "Die Hochsaison ist gut gelaufen. Die Lüneburger Heide ist Binnendestination Nummer eins." Das ist das Resümee von Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH. Touristiker bezeichnen Urlaubsziele mit Destination. Im vergangenen Jahr startete die Lüneburger Heide GmbH ihre kreisübergreifende Vermarktung der Heide. Bei den Übernachtungen in der Heide von Januar bis August 2009 sei, so von dem Bruch, ein Zuwachs von 3,6 Prozent zu verzeichnen. Von dem Bruch: "Ich sehe den Erfolg im Wesentlichen in der neuen Vermarktungsstrategie begründet."

Die Inhaber von Hotels, Pensionen und Ferienwohnungen vor Ort allerdings können die Freude über gute Zahlen nicht recht teilen. Denn die Zahlen, mit denen von dem Bruch seinen Erfolg feiert, basieren auf den Erhebungen des Landesamtes für Statistik und des Bundesamtes für Statistik. Und die erfassen keineswegs alle Betriebe. Meldungspflichtig sind nur Betriebe, die mehr als acht Betten anbieten. Heinrich Brunkhorst, Inhaber des Hotels Undeloher Hof in Undeloh, befürchtet vielmehr ein Sterben der kleinen Pensionen. Auch wenn Brunkhorst in seinem Hotel in diesem Jahr 6,5 Prozent mehr Übernachtungen gegenüber dem Vorjahr verzeichnen konnte, zweifelt er am Erfolg der Dachmarke Lüneburger Heide GmbH: "Vom Marketing der Gesellschaft bekommen wir wenig mit. Den Undeloher Hof bewerben wir mit eigenen Aktionen, eigener Internetseite und eigenen Angeboten. Vielmehr befürchte ich, dass in absehbarer Zeit hier in Undeloh einige Pensionen aufgeben werden, weil der Betrieb sich nicht mehr lohnt."

Magda Wischhof, Inhaberin des Hotels Heiderose kann für ihr Haus keinen Zuwachs in diesem Jahr melden. "Wir hatten eigentlich nur Glück, dass wir im Mai einige Zimmer mit Monteuren besetzen konnten. Vom Marketing der Lüneburger Heide GmbH profitieren wir nicht", sagt die Gastronomin. Brunkhorst räumt ein, ein Grund für die rückgängigen Übernachtungszahlen insbesondere bei kleinen Pensionen und Vermietern von Ferienwohnungen sei die oft völlig überalterte Ausstattung. "Kleine Häuser sind in den vergangenen Jahren oft nicht mit den Investitionen nachgekommen. In dieser Zeit Kredite von den Banken zu bekommen, ist fast unmöglich. Viele kleine Betriebe hier in der Gegend liegen am Boden", so der Gastronom.

"Herr von dem Bruch bewirbt in der Regel die Großen in Lüneburg, Celle und in der Zentralheide und zielt mit seiner Marketingstrategie an der Nordheide vorbei. Die Undeloher haben jetzt ihr eigenes Magazin aufgelegt", so ein Branchen-Kenner, der namentlich nicht genannt werden will. Ulrich von dem Bruch lässt die Kritik nicht gelten: "Gerade Undeloh ist ein klassischer Heideort. Hier hatten wir ein Übernachtungsplus von 18 Prozent." Es seien, so der Geschäftsführer, gerade die kleinen Betriebe, die ihre Betten nicht zur Vermittlung der GmbH überließen, es seien auch die kleinen Betriebe, die oft nicht den Standards entsprächen. Von dem Bruch: "Hier muss die Zusammenarbeit deutlich besser werden. Wer seine Einrichtung und seinen Service nicht dementsprechend nachrüstet, darf sich nicht beschweren, dass die Gäste nicht kommen." In anderen Heideorten, so von dem Bruch, profitierten gerade die kleinen Betriebe vom Marketing der GmbH.