Viele freiwillige Helfer packten mit an, um die Begradigung des Gewässers wieder rückgängig zu machen.

Harburg. Nicht viele kennen Harburgs unscheinbares Flüsschen, das in Fleestedt entspringt und früher einmal bis in die Elbe geflossen ist. Im Laufe der Jahrzehnte ist die Engelbek durch den Eingriff des Menschen in die Natur immer unscheinbarer geworden. Nur wenig Tiere und Pflanzen fühlen sich in dem eigentlich doch sehr idyllischen Flüsschen wohl. Nach der groß angelegten Renaturierungsaktion des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Rönneburg sorgt sich nun auch die Nabu-Stadtteilgruppe Süd um das kleine Gewässer. Zum Gewässernachbarschaftstag hat die Vereinigung deshalb am vergangenen Wochenende dazu aufgerufen, mit vereinten Kräften der Natur auf die Sprünge zu helfen. Und diesem Aufruf sind, zur Freude der Engelbek, nicht nur Nachbarn und Nabu-Mitglieder nachgekommen.

"Wir freuen uns, dass so viele ehrenamtliche Helfer in die Moorlage gekommen sind, um mitzuhelfen", sagt Frederik Schawaller vom Nabu begeistert. Rund 20 freiwillige Helfer nahmen an dem Tag Spaten in die Hände, fuhren Kies in Schubkarren durch die Landschaft und stiegen bis zu den Oberschenkeln ins Wasser, um dem Flüsschen zu helfen, wieder in sein natürliches Gleichgewicht zurückzukehren. Gearbeitet wurde nach den Plänen von Bauingenieur Tim Ruben Geissler, Spezialist für Wasserbau. "Mit unseren Maßnahmen wollen wir den Flussverlauf wieder etwas vielfältiger gestalten, damit sich neue Lebensräume für Flora und Fauna entwickeln können", erklärt der 38-Jährige. Mit Hilfe von Strömungslenkern aus abgestorbenem Holz oder aufgeschüttetem Kies wird der Bachverlauf so verändert, dass er sich wieder eigenständige Wege durch die Natur bahnen kann. Damit soll die Begradigung des Flussbettes, die in den 70er-Jahren für eine schönere Optik sorgen sollte, wieder rückgängig gemacht werden.

"Wir sind sehr viel in der Natur unterwegs, und da ist diese Arbeit genau das Richtige für uns", sagt Frank Brückner aus Buxtehude, der gemeinsam mit seinem Sohn Sebastian mit starken Spatenstichen den Uferverlauf verändert. "Eigentlich hatten wir eine Kajaktour geplant, aber das hier bringt auch sehr viel Spaß." Für die Chemikerin Simone Dietrich bedeutet die freiwillige Arbeit an der Engelbek pure Entspannung. "Ich hatte eine 60-Stunden-Woche am Schreibtisch, da tut die frische Luft wahnsinnig gut", sagt die 30-Jährige und lacht. Jutta Groote stimmt der jungen Frau zu. "Mir bringt die Arbeit Spaß, und es ist toll, dass ich damit dann auch noch etwas Gutes für die Umwelt tun kann", so die Meckelfelderin.

Bis in den Nachmittag hinein wurde weiter gebaggert, geschaufelt und kniehoch im Wasser gestanden, bis die Pläne von Tim Ruben Geissler in die Tat umgesetzt worden waren. "Nach dem heutigen Tag müssen wir abwarten und der Natur Zeit geben, damit sie sich an die neuen Begebenheiten anpassen kann", so der Experte. "Natürlich können wir den Fluss nicht wieder genauso herstellen, wie er einmal gewesen ist. Aber wir können dafür sorgen, dass er sich in einem gesunden Gleichgewicht befindet und so der Natur entgegen kommen."