In Harburg ist ein traditionsreicher Händler zahlungsunfähig: Wie geht es den Mitbewerbern?

Harburg/Rothenburgsort. Im sanften Herbstwind wehten am Freitag an der Buxtehuder Straße in Harburg die Fahnen eines traditionsreichen japanischen Herstellers von Autos und Motorrädern. Hier, im gründerzeitlichen Bau mit der Hausnummer 3, hatte seit vielen Jahren der Motorradhändler Honda-Wenzlaw seinen Sitz. Der Laden ist noch immer voll mit Motorrädern und Motorrollern - allein: verkauft wird hier seit Wochen nichts mehr. Denn Firmeninhaber Marco Wenzlaw hat bereits am 15. Mai dieses Jahres einen Antrag auf Insolvenz gestellt - beim Amtsgericht Hamburg unter dem Aktenzeichen AK 67gIN236/09.

"Das Vertragsverhältnis mit Honda wurde am 25. Juni wegen der Insolvenz fristlos gekündigt", sagt Stefan Beckmann von Honda Motor Europe (North) im hessischen Offenbach. Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Joachim Büttner, Kanzlei Henningsmeier Rechtsanwälte, in Hamburg-Osdorf. Das Insolvenzverfahren ist am 22. Juli eröffnet worden - das heißt: Honda-Wenzlaw in Harburg ist zahlungsunfähig und wird keine Motorräder mehr verkaufen.

Die Insolvenz von Honda-Wenzlaw ist in der südlichen Metropolregion Hamburg bei den Motorradhändlern noch ein Einzelfall. Aber dennoch: Die meisten Händler blicken auf ein für sie unerfreuliches Jahr zurück. Dem Hamburger Abendblatt liegen - interne - Zahlen des Industrieverbands Motorrad (IVM) vor. Demnach hat der Absatz von Motorrädern deutschlandweit zwischen Januar und September 2009 um 15,3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum abgenommen. Manche Marken schnitten im Bundesschnitt noch schlechter ab: Suzuki verlor um 22,8 Prozent, Yamaha um 18,2 Prozent und Honda um 26,9 Prozent.

Wir fragen beim BMW-Motorradhändler Reimer Söhl in Jork (Landkreis Stade) nach. Der Verkauf des Branchenprimus BMW ist deutschlandweit um 11,7 Prozent eingebrochen, in Hamburg gar um 22,5 Prozent. Der Jorker Verkaufsleiter Dirk Sumfleth (52) sagt ganz offen: "In diesem Jahr haben wir leider einen auf den Deckel bekommen. Wir liegen im Verkauf um 23 Prozent hinter dem Vorjahr. Viele Kunden in der Region sind in Kurzarbeit oder haben Angst um ihren Job."

Dirk Sumfleth schaut mit gemischten Gefühlen in die Zukunft: "Kein Mensch braucht ein Motorrad, das ist ein Hobby. Es wird immer schwerer, junge Leute aufs Motorrad zu bringen. Der typische Motorradfahrer ist 45 plus und meist so grau meliert wie ich."

Beim Kawasaki-Händler Helge Hoffmann (37) in Rothenburgsort sind die Verkäufe im Vergleich zum Vorjahr laut IVM um 16,2 Prozent zurückgegangen. Die Zahl möchte Helge Hoffmann nicht kommentieren - "ich habe hier erst am 15. November 2008 als Geschäftsführer angefangen". Er habe in diesem Jahr 120 neue und 280 gebrauchte Maschinen verkauft, damit sei er "zufrieden".

Besser lief es in diesem Jahr für den Triumph-Vertragshändler Andreas Päper (44), der die Firma Q-Bike in Rothenburgsort leitet. Er konstatiert für 2009 "keine Umsatzveränderung" - IVM berichtet von einem ganz leichten Minus von 0,9 Prozent für neue Triumph-Maschinen in Hamburg. Der Diplom-Ingenieur erklärt sich seine guten Zahlen "mit der Marke Triumph: Wir verkaufen mit der ältesten Motorradmarke der Welt vor allem Emotionen, die aber auch mit Leistung und Technik unterfüttert sind". Auch die Kultmarke Harley-Davidson, Marktführer in Hamburg, schneidet in Hamburg mit einem Minus von 1,6 Prozent überdurchschnittlich gut ab.

Und wie sieht es 2010 aus? "Ich glaube, dass dieses Jahre noch schwieriger als dieses wird", sagt ein Motorradverkäufer hinter vorgehaltener Hand.