Was bringt das Etikett “Regionalpark“ wirklich? Thomas Sulzyc beantwortet die zentralen Fragen.

Ein gemeinsamer Naherholungs- und Freizeitraum auf Hamburger und niedersächsischem Gebiet entsteht: der Regionalpark Rosengarten. Die beteiligten Städte und Gemeinden haben am Donnerstagabend in Nenndorf erstmals gemeinsam das geplante Wegenetz für Wanderer, Nordic Walker, Reiter, Radfahrer, Mountainbiker und Inlineskater vorgestellt. 20 Regionalparke gibt es in Deutschland - kaum jemand weiß, was das wirklich ist. Das Abendblatt gibt Antworten.

Was ist ein Regionalpark überhaupt?

Die Bezeichnung Park ist irreführend: Der Regionalpark ist kein eingezäuntes Areal wie ein Wildpark oder Vergnügungspark. Viele verwechseln ihn mit einer Art Naturschutzgebiet - doch das ist falsch. Er ist vielmehr ein Name für eine Region, die für den Tourismus vermarktet werden soll. Im Grunde ist er ein Instrument, Geld von der EU zu erhalten. Die EU fördert nämlich Regionalparke zur Verflechtung von Großstadt und ländlichem Umfeld.

Was gehört zum Regionalpark Rosengarten?

Der Regionalpark ist 302 Quadratkilometer groß. Er umfasst Teile des Hamburger Bezirks Harburg und der Stadt Buchholz sowie die Gemeinden Neu Wulmstorf, Rosengarten und die Samtgemeinde Hollenstedt. Der Regionalpark hat eine Managerin, die bis 2013 von der EU bezahlt wird. Marketing-Partner sind die Lüneburger Heide Heide GmbH und die Hamburg Tourismus GmbH.

Was sind die Attraktionen?

Der Regionalpark Rosengarten wirbt mit dem, was das hamburgisch-niedersächsische Grenzgebiet heute schon zu bieten hat: die waldreiche Hügellandschaft der Harburger und der Schwarzen Berge, die Fischbeker Heide, das Freilichtmuseum am Kiekeberg und der Wildpark Schwarze Berge, die zusammen im Jahr mehr als 560 000 Menschen anlocken.

Wer ist die Zielgruppe?

Sportlich aktive, natur- und kulturinteressierte Naherholungsgäste aus der Metropolregion Hamburg. Experten sagen, dass Reiter bis zu drei Autostunden auf sich nehmen, um in attraktiver Landschaft mit ihrem Pferd unterwegs zu sein. In jedem Hamburger Haushalt gibt es statistisch gesehen 1,6 Fahrräder. 350 000 Skater soll es angeblich in der Hansestadt geben. Das sind Zielgruppen, auf die der Regionalpark abzielt. Das Naturerlebnis gilt als Wachstumssektor bei Urlaubsreisen.

Was ist denn nun neu am Regionalpark Rosengarten?

Erstes Projekt ist, die Qualität der Freizeitwege für Wanderer, Nordic Walker, Reiter, Radfahrer, Mountainbiker und Inlineskater zu verbessern. Neue Wege werden nicht gebaut. Vorhandene Wege werden verbessert und ausgeschildert. Rastplätze entstehen. Aus Wegen, die heute "keinen Gast vom Hocker hauen" (Thomas Wilken, PR-Berater für den Regionalpark) sollen "gute Wege mit hohem Erlebniswert" entstehen. Dazu gehört zum Beispiel, dass Gasthöfe Fahrradersatzteile verkaufen und Karten mit GPS-Track zum Download bereit stehen. Neu in der Region werden zwei ausgeschilderte Wege für Mountainbiker sein (weißer Biker auf grünem Grund, siehe Bilder links): eine zwölf Kilometer lange Route in den Harburger Bergen und ein 15 Kilometer langer Rundkurs im Forst Rosengarten. Insgesamt zehn Reitwege, acht bis 24 Kilometer lang, wird es geben. Die Schilder zeigen ein lila Pferd auf elfenbeinfarbenen Grund, das Reitersymbol im Naturpark Lüneburger Heide.

Was kostet das Wegenetz und wer bezahlt das?

Laut Regionalparkmanagerin Silke Brittner sind die Gesamtkosten noch nicht berechnet. Finanziert wird das Ganze aus EU-Mitteln der Hamburger Leader-Aktionsgruppe "Stadt-Land-Fluss" und EU-Geldern der Niedersächsischen Behörden für Geoinformation, Landentwicklung und Liegenschaften sowie den beteiligten Kommunen.

Wann ist das verbesserte Wegenetz fertig?

Zwei Wander- und vier Reitrouten sollen bis Ende Dezember fertig sein. Der Wunsch ist, das Wegenetz Mitte Juli 2010 offiziell zu eröffnen. Der Regionalpark wirbt für seine "Erlebniswege" bei der Grünen Woche im Januar in Berlin.

Wie geht es weiter?

Der Regionalpark plant eine Freizeitbus-Linie ("Regionalpark-Shuttle") mit Fahrradanhänger an 13 Wochenenden im Jahr. Start soll im Juli 2010 sein. Doch die Finanzierung ist nicht gesichert. Nach Abendblatt-Informationen lehnt die Gemeinde Neu Wulmstorf das Projekt ab - der Eigenanteil von 20 000 Euro sei zu hoch. Damit stehen die Chancen schlecht. Eine Idee der Regionalpark-Planer ist ein "Skate-Park" mit einigen Rampen auf der Panzerringstraße im Naturschutzgebiet Wulmstorfer Heide in Neu Wulmstorf.