Die Parteien suchen Händeringend nach Kandidaten für die Wahl 2011. Schon jetzt zeichnet sich ab, dass vor allem die kleineren Gruppierungen ihre Listen nicht voll bekommen.

Winsen. Nach der Wahl ist vor der Wahl. Während in die Berlin der Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP gerade unterschrieben wurde, beginnen an der politischen Basis schon die Vorbereitung für die Kommunalwahl im Jahr 2011. Dann werden die neuen Gemeinderäte gewählt. Die meisten Parteien arbeiten bereits an der Aufstellung ihrer Kandidatenlisten. Und schon jetzt ist klar, nicht nur die kleinen Parteien werden auch bei dieser Kommunalwahl Probleme haben, genügend Kandidaten für die Listen zu bekommen.

Probleme, Menschen für die ehrenamtliche Mitarbeit in einem Gemeinderat zu finden, haben zum Beispiel die Grünen im Landkreis Harburg. Ruth Alpers aus Hollenstedt, Grünen-Fraktionschefin im Harburger Kreistag, und ihre Parteikollegen sind damit beschäftigt, Kandidaten zu finden. Derzeit stellen die Grünen in der Samtgemeinde Hollenstedt insgesamt sechs Ratsmitglieder. Alpers: "In Wenzendorf hatten wir bei der vergangenen Kommunalwahl nur einen Kandidaten auf unserer Liste für den Gemeinderat. Nach dem Wahlergebnis hätten wir auch noch ein zweites Mandat bekommen können. Aber wir hatten keinen zweiten Kandidaten. Also blieb es im Wenzendorfer Rat bei einer grünen Ratsfrau."

Alpers befürchtet, dass sich daran bis zur nächsten Kommunalwahl kaum etwas ändern wird. "Natürlich sprechen wir jetzt Leute an, von denen wir denken, sie hätten Interesse daran, für die Grünen zu kandidieren. Aber es ist schwierig, Menschen für dieses Ehrenamt zu begeistern. Es ist nicht damit getan alle vier Wochen mal eine Sitzung zu besuchen. Je kleiner eine Fraktion, um so mehr Arbeit verteilt sich auf den Schultern der einzelnen." Alpers' Ratskollegin im Hollenstedter Samtgemeinderat Jessica Jennrich (FDP) sagt: "Wir hatten 2006 in den Gemeinden innerhalb der Samtgemeinde Hollenstedt überhaupt keine Liste. Und ich befürchte, dass es 2011 nicht viel besser aussehen wird." Jennrich ist nicht nur die einzige FDP-Ratsfrau in der Samtgemeinde. Sie ist auch das einzige Mitglied im Hollenstedter FDP-Ortsverband außer dem Ortsverbandsvorsitzenden Johann Albers. Die streitbare Ratsfrau mag nicht so recht den Optimismus ihres FDP-Kreisvorsitzenden Wolfgang Knobel teilen, was den Run auf die Kandidatenlisten angeht. Nach dem guten Ergebnis bei der Bundestagswahl ist Knobel guter Dinge, was den Zulauf an potenziellen Mandatsträgern angeht. "Hollenstedt", muss auch der FDP-Chef einräumen, "ist in der Tat eine Baustelle, wo wir etwas tun müssen."

Am Montagabend trafen sich die SPD Mitglieder vom Unterbezirksvorstand, unter anderem ging es darum, wie sich die SPD nach der dramatischen Wahlschlappe auf Bundesebene für die Kommunalwahl 2011 vorbereiten soll. Unterbezirksvorsitzender Klaus-Dieter Feindt, der seine Parteigenossen schon mal auf die Kommunalwahl einnordete, sagte: "Wir werden Leute für unsere Listen finden. Wer in der SPD immer noch nicht den Schuss gehört hat und weiß, worum es geht, dem ist nicht zu helfen." Auch wenn die SPD derzeit eine Welle der Sympathie von SPD-nahen Nichtmitgliedern erfahre, bleibe die Frage, ob "alle Listen voll werden", so Feindt. 2006 beispielsweise hätte die SPD 43 Kandidaten für den Samtgemeinderat Tostedt aufstellen können. Letztlich standen ganze 14 Kandidaten auf den Stimmzetteln.

Das "nicht gerade ausgezeichnete Ansehen der Lokalpolitiker und der Gemeinderäte und der mitunter doch recht rüde Umgangston in solchen Sitzungen", ist für Britta Witte (CDU) ein Grund, warum auch ihre Partei stellenweise Probleme hat, die Listen besetzen zu können, auch wenn sich die Jesteburger CDU gerade "verjüngt hat". Auch die CDU-Ortsverbandsvorsitzende in Jesteburg ist schon jetzt damit beschäftigt, mögliche Kandidaten anzusprechen. Witte: "In einigen Gemeindeteilen sieht es nicht so rosig aus."