“Die Sünderin“-Darstellerin Doris Webs in der Stätte des Nachkriegskinos. Bendestorf, einst das Hollywood der Heide, sorgt sich um Museum und Studio.

Bendestorf. Walfried Malleskat sammelt Unterschriften für den Erhalt des Bendestorfer Filmmuseums, auch um den historischen Studiokomplex macht sich der 58-Jährige Sorgen. Als Leiter des Filmmuseums hat er zu einer skandalträchtigen Vorführung eingeladen - gezeigt wird der Hildegard-Knef-Film "Die Sünderin", der 1949/50 im Ort gedreht wurde. Ehrengast im Makens Huus ist Doris Webs (69), die damals mitgespielt hat.

Als "Die Sünderin" 1951 in die Kinos kam, war der erste Filmskandal der jungen Bundesrepublik perfekt. Themen wie Inzest, Sterbehilfe und Selbstmord waren zu viel für etliche Kritiker und Zuschauer, vor allem die Kirchen protestierten. Und dann noch der unbekleidete Oberkörper der Knef, der kurz zu sehen war. Heute berührt vor allem die eindringlich erzählte kurze Lebensgeschichte der Protagonistin Marina die 20 Zuschauer, die zum Kinonachmittag nach Bendestorf gekommen sind. Während die erwachsene Marina von Hildegard Knef gespielt wird, ist in einer Rückblende Marina auch als Kind zu sehen. In dieser Rolle stand damals Doris Meyer, heute Webs, vor der Kamera.

Die drei Drehtage, die in Bendestorf und Hamburg stattfanden, seien sehr aufregend gewesen, sagt Doris Webs. Sie hatte schulfrei und wurde mit einem schwarzen Mercedes morgens in Neu-Eckel abgeholt. Im Studio beeindruckte sie vor allem "die Knef". Die sei freundlich zu ihr gewesen, eine "tolle Schauspielerin" und "eine wunderschöne Frau". 300 Mark Gage gab es für die Kinderdarstellerin, auch die Puppe und das Kleid aus dem Film durfte sie behalten. Den fertigen Film sah sie mit ihrer Mutter im Kino. Vom damaligen Skandal hat sie nichts mitbekommen. Auch heute könne sie nicht verstehen, "was an dem Film so verwerflich war".

An die großen Tage der Bendestorfer Filmproduktion, als die Gemeinde noch das Hollywood in der Heide war, knüpft das Filmmuseum mit der Veranstaltungsreihe "Bendestorfer Diven" an. In der Reihe werden noch zwei Filme gezeigt: Am Sonntag, 8. November, steht "Die Csardasfürstin" mit Marika Rökk auf dem Programm, "Ave Maria" mit Zarah Leander folgt am Sonntag, 22. November.

Vom Stellenwert Bendestorfs, in der Nachkriegszeit das Zentrum der deutschen Filmproduktion, zeugt heute das Filmmuseum, hinter dessen Fortbestand aber "immer wieder ein großes Fragezeichen" stehe, so der Walfried Malleskat. Am Dienstag, 3. November, steht ein Bericht über die Arbeit des Museums auf der Tagesordnung des Bendestorfer Kulturausschusses. Die Sitzung beginnt um 19.30 Uhr im Makens Huus. Auch die Aufnahmehallen, die die "Junge Film-Union" 1948 bis 1950 erbauen ließ, sind noch zu sehen. Angesichts einer geplanten Wohnbebauung auf dem Studiogelände wünscht sich Malleskat, dass die "einzigartige Industriekultur" erhalten bleibt.