Kurzurlaub im Württembergischen. Im Bus vom Bahnhof zum Hotel. Schwer bepackt schob ich mich durch die Reihen. Schon sprach sie mich an, die alte Dame. Ein freundliches Gesicht. Eine Großmama, wie sie in schönen Kinderbüchern vorkommt.

"Und legen Sie den Koffer lieber hin, sonst kippt er um", empfahl sie mir, um mir im nächsten Moment den Platz zu ihrer Rechten anzubieten. Kaum saß ich, strahlte sie mich an: "Wohin geht es denn?" Wir kamen ins Gespräch. Sie würde nur ein wenig hin und her fahren, sei etwas, aber wirklich nur etwas gehbehindert. Habe eine Jahreskarte, die sie eifrig nutzen würde. Denn sie sei froh, überhaupt wieder beweglich zu sein, nach dem Sturz vor einem Jahr. Man hätte damals nur ihr Handgelenk operiert, von der Hüfte habe man Abstand genommen, zu riskant. Aber die Enkelin arbeitet ja im Spital und habe zu ihr gesagt: "Gib mir mal die Röntgenbilder mit". Und schon am nächsten Tag sei sie dort operiert worden und könne jetzt wieder ziemlich gut laufen und Bus fahren sowieso. Sie selbst habe früher auch im Gesundheitswesen gearbeitet, bekomme eine eigene Rente, das sei wichtig. Zusammen mit der Pension ihres Mannes komme sie gut klar. Sie würde auch immer Geld an Kinder und Enkel geben, ihr Mann müsse das ja nicht wissen, nach fünfundfünfzig Jahren Ehe müsse man sich nicht jede Kleinigkeit erzählen. Sie sei aus Ostpreußen, ursprünglich. Und nun schon so lange hier in Baden-Württemberg. Es sei doch wirklich herrlich hier. Ja, sehr, dachte ich. Vor allem diese alte Dame mit ihrem Vertrauen, ihrer Geschichte und dem wunderbaren Bilderbuchgesicht.