Gerd M. (43) wird von zwei Justizvollzugsbeamten in den großen Schwurgerichtssaal des Stader Landgerichts gebracht. Seit fast einem halben Jahr sitzt er nun schon in Untersuchungshaft.

Stade/Harmstorf. Wie berichtet, hatte der Sportschütze aus Harmstorf im April den neuen Liebhaber seiner Ex-Frau, Christian F., im Schlafzimmer ihrer Wohnung in Harmstorf mit mehreren Schüssen umgebracht.

Bereits am ersten Prozesstag legte M. ein Geständnis ab, doch stellte er das Gericht unter dem Vorsitz von Behrend Appelkamp vor viele Fragen. Denn unklar ist, ob sich der Mann vor seiner Tat vorsätzlich und damit planvoll betrunken hat, um Christian F. zu erschießen. Dazu wurden viele Sachverständige gehört. Nun, zum Abschluss der Beweisaufnahme, wurden viele schreckliche Einzelheiten der Tat aufgeklärt. Denn behauptete M. noch zu Beginn des Prozesses, er habe seinen Nebenbuhler vom Fußende des Wasserbettes angeschossen, ergab ein kriminalistisches Gutachten, dass er F. aus nächster Nähe "hinrichtete", so Nebenklage-Anwalt Hans-Axel Heuer, der die Ex-Frau von F. und deren Familie vertritt. Demnach hielt er F. seinen Kleinkaliberrevolver an den Kopf und drückte ab. Diesen Schuss überlebte F. nicht, verstarb an seiner Schädelverletzung. Unklar ist ebenfalls, ob F. sich überhaupt gewehrt und den Täter provoziert hat, wie M. vorgab. Für Heuer ist deshalb klar: "Es war kaltblütiger Mord", sagt er in seinem Plädoyer. F. hatte keine Chance, war arglos. Auch an der Reue zweifelt der Anwalt. "Er hat mit seiner Tat meine Mandantin und ihre Kinder ins Elend gestürzt. Die Töchter haben den Vater verloren. Dafür hat sich M. bislang nicht entschuldigt." Für die Tat soll M. zwölf Jahre lang hinter Gitter.

Eine Forderung, die sogar die Strafe des Staatsanwalts Matthias Graumann überschritt, der auf Totschlag und sechs Jahre Gefängnisstrafe plädierte. Er hielt M. sein Geständnis zugute, lehnte Mord ab, da Christian F. nicht arglos war und sich mit M. gestritten habe, bevor die Schüsse fielen. Allerdings sieht Graumann wenig Reue beim Angeklagten. "Vor Gericht hat M. betont, dass er insgeheim seiner Ex-Frau die Schuld an der Tat gibt." Gerd M.'s Verteidiger Dieter Priem hielt sich zurück, will dem Gericht überlassen, "wie die Strafe zu beziffern" ist. "Mein Mandant ist sonst unbescholten, er verdient Perspektiven. Ich lege sein Schicksal nun in Ihre Hände", so Priem.

Wie seine Zukunft aussehen könnte, schlägt Nebenklagevertreter Heuer vor. "Es sollte zur Auflage gemacht werden, dass M. keine Waffen mehr besitzen darf. Außerdem muss ihm verboten werden, in einen Schützenverein einzutreten. Niemals wieder."

Der Prozess wird fortgesetzt.