Arbeiter haben am Wochenende die Kornweidenbrücke abgerissen. Die Reichsstraße wurde gesperrt.

Wilhelmsburg. Ganz früh heraus aus dem Bett ging es am Sonnabend für den Marmstorfer Jürgen Nückel (52) und für zehn Arbeiter aus Georgsmarienhütte. Um 2 Uhr klingelte bei Jürgen Nückel der Wecker. Er ist Bau- und Schweißfachingenieur und arbeitet beim Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer in der Abteilung Konstruktive Ingenieurbauwerke.

Damit hatte der Marmstorfer die Aufsicht über eine wichtige Baumaßnahme für den Hamburger Süden: Denn ab 3 Uhr begannen die Arbeiter der Firma Möller & Essing GmbH damit, die Kornweidenbrücke abzureißen. Die Brücke überquert unweit der Anschlussstelle Wilhelmsburg-Süd die Wilhelmsburger Reichsstraße (B 4/ 75). Im Februar 2007 waren Mängel und Schäden an tragenden Teilen der Brücke aus dem Jahr 1951 festgestellt worden - seit dem 14. Februar 2007 war sie aus Sicherheitsgründen nur als Einbahnstraße befahrbar.

Die Bauarbeiten beeinflussten den Verkehr im Hamburger Süden am Sonnabend gewaltig. Die Wilhelmsburger Reichsstraße war von Sonnabend, 3 Uhr, bis Sonntag, 11.30 Uhr, zwischen den Auffahrten Wilhelmsburg-Süd und Wilhelmsburg-Mitte beidseitig gesperrt - ab 14 Uhr standen am Sonntag pro Richtung alle Fahrstreifen zur Verfügung. Ursprünglich waren die Arbeiten bis 4 Uhr am Montag terminiert worden.

Der Verkehr wurde während der Bauarbeiten über die Georg-Wilhelm-Straße und über die Autobahn 1-Auffahrt Stillhorn umgeleitet. Autofahrer standen am Sonnabend mitunter bis zu eine Stunde im Stau.

Und so liefen die Bauarbeiten am Wochenende: Am Sonnabend ab 3 Uhr schütteten Bagger Sand unter die Brücken - damit die Fahrbahn vor den herunterfallenden Brückenteilen geschützt wurde. Ab 4 Uhr demontierten Arbeiter die Seitenplanken mit Flexgeräten - ein Teil der Planken wurde wieder eingebaut.

Dann begannen die so genannten "Stemmarbeiten": Arbeiter stemmten zuerst mit Felsmeißeln die Fahrbahnplatte auf der alten Brücke weg. "Um 8 Uhr haben wir mit dem Abbruch der Längsträger begonnen", sagt Jürgen Nückel. Eine hydraulische Schere, die im Einsatz war, gab dabei ihren Geist auf - aber das konnte den Fortgang der Bauarbeiten nicht aufhalten.

Die Abbruchfirma aus Georgsmarienhütte in der Nähe von Osnabrück hatte vier Bagger im Einsatz. Beaufsichtigt wurden die Arbeiten auch von den Firmenchefs persönlich: Werner Essing (45) und Joachim Möller (52); dessen Ehefrau kochte im Bauwagen für die Arbeiter Kaffee und schmierte Käse- und Salami-Brötchen. Bereits um 10.15 Uhr am Sonnabend begannen vier Lkw-Fahrer der Hamburger Firma Hermann Wellmann Tiefbau GmbH & Co. KG damit, den Schutt abzufahren.

Der Verkehr über die Wilhelmsburger Reichsstraße läuft jetzt über eine zweispurige Behelfsbrücke. Diese Brücke wird stehen bleiben, bis eine endgültige Entscheidung über den künftigen Verlauf der Wilhelmsburger Reichsstraße getroffen sein wird. Die Senatorin für Stadtplanung und Umwelt, Anja Hajduk (GAL) will die Reichsstraße ausbauen und in Richtung Osten auf die Bahngleise verlegen.

Nach Informationen des Hamburger Abendblattes lagen die Ausschreibungen für eine neue Kornweidenbrücke schon aus - jetzt sind sie aufgrund der unklaren Lage aber erst einmal vom Tisch.