Die schwarz-grüne Koalition arbeitet an einem Antrag, wie die Flächen im Zentrum gestaltet werden können.

Harburg. Inzwischen ist erfreulicherweise von Gemeinschaftsstraße die Rede - und nicht mehr von "Shared Space". Fußgänger, Radfahrer und Autofahrer sollen sich nach dem Vorbild der niedersächsischen Stadt Bohmte (bei Osnabrück) künftig auch in Hamburg in besonders gekennzeichneten Bereichen gleichberechtigt bewegen können. Keine Ampel, keine Verkehrsschilder, keine Rechts-vor-Links-Regelung sondern gegenseitige Rücksichtnahme ist in dieser Zone vonnöten, um ohne Blessuren aneinander vorbei zu kommen. Die Hamburger Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) hatte ein Gutachten in Auftrag gegeben, um prüfen zu lassen, ob die "Shared Space"-Erkenntnisse aus Bohmte auf eine Großstadt wie Hamburg übertragbar sind. Ein sogenannter Kriterienkatalog wurde daraus entwickelt. Und jeder Bezirk konnte anhand des Katalogs nach geeigneten Straßen Ausschau halten.

Was die Harburger Bezirksverwaltung kürzlich den Abgeordneten des Ausschusses für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr vorstellte, war aber alles andere als erfreulich. Vorschlag: Die Neue Straße auf etwa 70 Meter Länge, zwischen der Wendekehre und der Straße Sand, sei nach Ansicht der Verwaltung für die Umwandlung in eine Gemeinschaftsstraße geeignet. Als geeignet wird auch die Straße Striepenweg in Neuwiedenthal vor dem S-Bahnhof angesehen.

Ralf-Dieter Fischer, Vorsitzender der CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung: "Diese Vorschläge sind beide nichts wert. Als Gemeinschaftsstraßen sind sie unserer Meinung nach nicht geeignet. Der Abschnitt der Neuen Straße ist zu kurz und schon jetzt nur ein Ort, an dem Autofahrer einen Parkplatz suchen. Der Striepenweg hat hingegen hohes Verkehrsaufkommen mit Zufahrt zum Aldi-Markt und zum Recyclingzentrum." Auch Jürgen Heimath, Vorsitzender der SPD-Fraktion, hält die Vorschläge der Bezirksverwaltung für unbrauchbar: "Diese Vorschläge sind ein Witz. Grundsätzlich sind wir für eine Gemeinschaftsstraße. Unser Arbeitskreis macht sich Gedanken und wird sich Donnerstag in der Fraktionssitzung äußern."

Auch Ralf-Dieter Fischer und sein Koalitionspartner GAL, Fraktionsvorsitzender Ronald Preuß, waren getrennt auf der Suche nach eigenen Ideen. Fischer: "Beide Fraktionen hatten bereits eigene Vorschläge in Antragsform vorbereitet, dann aber zurückgezogen. Nun werden wir in etwa vier Wochen einen gemeinsamen Prüfantrag einbringen." Und dieser Prüfantrag wird voraussichtlich das gesamte Gebiet rund um das Harburger Rathaus als Gemeinschaftsstraße vorschlagen. Der Harburger Rathausplatz mit der neu gestalteten Museumsachse bietet bereits einen kleinen Vorgeschmack. Oder auch der Rathausplatz-Abschnitt vor dem Arcaden-Eingang und Fußgängertunnel. Hier gibt es bereits funktionierenden Mischverkehr. Anlieger können in der Fußgängerzone mit dem Auto vor die Geschäfte fahren.