Im Jahr 1999 begannen elf Rentner, ihre Altersgenossen über Verbrechen aufzuklären. Eine Dekade später sind schon 22 von ihnen im Landkreis aktiv.

Winsen. Kriminelle Haustürgeschäfte, Einbrüche oder Handtaschendiebstähle: Das sind die Straftaten, vor denen sich ältere Menschen besonders fürchten. "Davor haben sie Angst", sagt Heinz-Walter Johansson, Beauftragter für Kriminalprävention in Winsen. Der Kriminaloberkommissar muss es wissen. Schließlich hat er einen direkten Draht zu den Senioren der Region.

Dieses nützliche Bindeglied der Polizeiarbeit stellen 22 Ehrenamtliche dar. Sie sind 60 Jahre oder älter und gehören der Seniorenpräventionsgruppe der Polizei an. Ihre Mission: Gleichaltrige aufklären. Ihr Ziel: Kriminalität eindämmen. Die Rentner veranstalten Informationsabende, organisieren Polizeibesuche oder kümmern sich um Gefahren im Straßenverkehr. Von diesem Freiwilligendienst profitieren alle. Die Rentner sind über neue Maschen der Ganoven bestens informiert. Die Polizei hat exzellente Multiplikatoren für ihre Präventionsarbeit. Oder, um es mit den Worten von Polizeidirektor Uwe Lehne zu sagen: "Besser als Sie vermittelt es keiner!"

Seit 1999 gibt es die Gruppe. Anfangs gehörten ihr elf Mitglieder an. Heute, zehn Jahre später, sind es schon 22 Senioren im gesamten Landkreis. Auf die Verdoppelung der Mitgliederzahl im Jubiläumsjahr ist auch der Gründer der Gruppe, Harald Ullrich, stolz. Der Kriminalkommissar im Ruhestand sagt: "Dass sich aus dieser Idee, die wir vor zehn Jahren aus Hessen übernommen haben, so etwas entwickelt, ist toll."

Zweimal im Jahr setzen sich die betagten Herrschaften mit der Polizei zusammen, lassen sich kriminalistisch schulen. Aktuell seien besonders die Themen Zivilcourage, Billigpillen im Internet sowie dubiose Schmuckverkäufe an Autobahnraststätten im Gespräch. Hinzu kommen allgemeingültige Verkehrstipps für die dunkle Jahreszeit.

Doch die Schulungstage sind keine informative Einbahnstraße. Die Senioren geben auch eigene Erfahrungen wider. Sie berichten den Polizeibeamten, was die betagte Generation bewegt. Wo drückt der Kriminalitätsschuh? Welche neuen Kniffe haben Kriminelle erst neulich beim Nachbarn probiert? Ist eine unbekannte Drückerkolonne unterwegs?

Das sind wertvolle Informationen für die Polizei. Neben Heinz-Walter Johansson, der die Gruppe kriminalpräventiv betreut, arbeitet auch Kommissar Dirk Poppinga mit den 22 Ehrenamtlichen zusammen. Er betreut den verkehrstechnischen Sektor.

Das Erfolgsmodell wurde gestern in Winsen gefeiert. Dabei konstatierte Heinz-Walter Johansson nicht ohne Stolz: "Wir decken mittlerweile den gesamten Landkreis ab. Nur in der Region Tostedt fehlt uns noch eine Kontaktperson."

Wer Interesse hat, um die 60 Jahre alt ist und sich im DRK, den Johannitern oder einer anderen gemeinnützigen Vereinigung für alte Menschen engagiert, kann sich gern bei der Polizei melden. "Wir würden uns über weiteren Zuwachs freuen", sagt Heinz-Walter Johansson.

Telefon: 04171/796 335 oder -359