Hat der Landkreis bei der Sanierung der Tostedter Sporthalle Ursache und Wirkung verwechselt? Sprich: Ist an der Schützenstraße ein neuer Schwingboden für 100 000 Euro eingebaut worden, obwohl das Problem im undichten Dachbereich der Halle liegt? Anders formuliert: War die Investition, die mit Mitteln des Konjunkturpakets II verwirklicht wurde, für die Katz?

Tostedt. Diesen Denkanstoß will Benno Hölscher gegeben wissen. Der Tostedter Diplom-Ingenieur ist der Meinung, dass die Lebenserwartung des neuen, 100 000 Euro teuren Geläufs nur von kurzer Dauer ist, solange die Ursache, nämlich die regendurchlässige Dachkonstruktion, nicht behoben ist.

Seines Erachtens handelt es sich beim Dach um einen gravierenden Planungsfehler der 1983 erbauten Halle. So sei die Verglasung im Firstbereich, das sogenannte Lichtband, dafür verantwortlich, dass sich die Halle bei starker Sonneneinstrahlung beträchtlich aufheizt. Diese Hitze wiederum würde dazu führen, dass sich die Stahlträger ausdehnen - und damit das Dach in Bewegung gerät. Durch diese Bewegung seien Risse entstanden, die bei Regen Feuchtigkeit ins Halleninnere ließen. Insbesondere die Westseite sei von Leckagen betroffen - begünstigt durch die flache Dachneigung und starken Wind.

Hölscher, langjähriger Nutzer der Sporthalle, bezweifelt, dass das Gebäude vor der Fußbodensanierung ganzheitlich von einem Fachmann in Augenschein genommen wurde. Nach Meinung des Tostedters wäre es sinnvoller gewesen, erst das Dach zu sanieren. Zudem würde die Installation von motorischen Ablufthauben das Hallenklima regulieren. Dachschäden und unangenehme Temperaturen von mehr als 50 Grad könnten so effektiv vermieden werden.

Kreissprecher Georg Krümpelmann verwahrt sich gegen den Vorwurf, der Kreis habe am Problem vorbei saniert. Sachverständige des Bauamtes hätten die gesamte Halle vor Baubeginn begutachtet. So sei auch das Dach vor der Fußbodensanierung abgedichtet worden. Gleichwohl konstatiert er: "Uns ist bewusst, dass wir in den nächsten Jahren in größerem Umfang ans Dach ranmüssen." Denn bislang sei dort nur repariert werden. Wann das geschehen soll, könne er nicht sagen. Dafür habe der Kreis eine Prioritätenliste.

Unter anderem sei auch diese Liste ausschlaggebend gewesen, als die Investitionspauschale des Konjunkturpakets II in Höhe von neun Millionen Euro auf verschiedene Landkreisprojekte verteilt wurde. Dabei, so Krümpelmann, ging es auch um zeitliche Machbarkeit. Und weil die Pläne für die Fußbodensanierung "in der Schublade lagen", seien sie mit den Steuermitteln umgesetzt worden. Überdies sei das Problem mit dem Dach erkannt: Die Frage sei jetzt lediglich, wann und mit welchen Mitteln es behoben wird.