Wo sich Ministerpräsidenten und Kosmonauten verewigen. Radsport-Weltmeister Armin Raible wurde die Ehre jüngst zuteil.

Buchholz. Roter Teppich? Blitzlichtgewitter? Sektempfang? Nicht in Buchholz. Einträge ins Goldene Buch kommen zwar nicht so häufig vor, aber man gibt sich bescheiden. Der Norddeutsche neigt eben nicht zur Übertreibung, deshalb läuft die Ehrung zwar festlich, aber nicht ausschweifend ab.

So gibt sich Bürgermeister Wilfried Geiger die Ehre, eine überschaubare Gratulantenschar steht bereit. Dann kann es ja losgehen. Das schwere Buch mit dem dunklen Einband wird auf den Tisch gepackt. Der Text ist schon vorbereitet: "Die Stadt Buchholz gratuliert unserem Weltmeister im Straßenradrennen über 126 Kilometer in der Mastersklasse 2009, Herrn Armin Raible". Eine Unterschrift, drei Lobeshymnen und 20 Minuten später wird das Buch wieder zugeklappt. Das war's. Das war der vorerst letzte Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Buchholz.

Armin Raible, der 46-jährige Ausnahmesportler, ist gerührt: "Es ist eine große Ehre, für die ich sehr dankbar bin", sagt er. Es sei nach der Siegerehrung für den Weltmeistertitel, den er in Tirol erfuhr, ein weiterer Glanzpunkt im Jahr 2009. "Als Sportler rechnet man nicht damit." Der in Rio de Janeiro geborene Radsportler, der seine Karriere bei Blau-Weiß Buchholz begann, reiht sich in eine abwechslungsreiche Liste ein. Denn wer sich die schweren Papierseiten weiter vorn ansieht, stößt auf illustre Namen. Gäste der Stadt, die einen Teil der Geschichte spiegeln.

So ist dort zu lesen, dass Alexei Archipowitsch Leonow am 21. März 1991 in Buchholz war. Der russische Kosmonaut war der erste Mensch, der sein Raumschiff verließ und frei im Weltraum schwebte. Ein halbes Jahr nach der Wiedervereinigung stattete der General, der mit 19 weiteren Raumfahrern die erste Kosmonautengruppe der damaligen UdSSR bildete, der Nordheidestadt einen Besuch ab. Grund war die Ausstellung "Bilder aus dem Weltraum".

Ein paar Seiten weiter hat sich der niedersächsische Ministerpräsident Christian Wulff verewigt. Anlässlich des 50-jährigen Buchholzer Stadtrechtes kam der Christdemokrat in den Genuss, sich neben Wirtschaftssenator Axel Gedaschko, Landrat Joachim Bordt und dem Städtebundgeschäftsführer Heiger Scholz im Goldenen Buch einzuschreiben. Die Herren setzten ihre Unterschrift am 27. Juni des vergangenen Jahres auf das geschichtsträchtige Papier.

Selbst unterschreiben konnte Patrick Böttcher am 9. August 1983 hingegen noch nicht. Dafür war er zu klein, wie man auf dem eingeklebten Foto sehen kann. Dennoch ist er Teil der Buchholzer Geschichte - der Neugeborene war damals schließlich der 30 000 Buchholzer. Und als solcher kommt man ins Goldene Buch. In Vertretung unterschrieben seinerzeit seine Eltern.

Darüber hinaus haben sich im Goldenen Buch unter anderem Delegierte der Buchholzer Partnerstädte Canteleu (Frankreich), Wolów (Polen) und Järvenpää (Finnland) eingetragen. Ebenso wurde festgehalten, wann lokale Größen in den Ruhestand gingen.

Angelegt wurde das nobel wirkende Buch übrigens erst im Jahr 1950. Damals, zur 500-Jahr-Feier der Gemeinde, war die Stadt noch ein Ort und besaß dörflichen Charakter. Der erste Eintrag ließ dann auch acht Jahre auf sich warten. 1958 - als Buchholz offiziell das Stadtrecht verliehen bekam - wurde das Goldene Buch seinem Namen als "Stadtbuch" gerecht. Seitdem beherbergt es einen großen Teil Buchholzer Geschichte(n).