Ultraschallkanonen sollen den Wachtelkönig schützen: Die Gemeinde Neu Wulmstorf wird elektronische Scheuchanlagen des englischen Typs CatWatch anschaffen, um streunende Katzen von dem EU-Vogelschutzgebiet “Moore bei Buxtehude“ fernzuhalten.

Neu Wulmstorf. Das hat der Ortsentwicklungsausschuss am Donnerstagabend einstimmig empfohlen.

Dass ein EU-Vogelschutzgebiet mit derartiger Hochtechnologie bewacht wird, dürfte einmalig in Deutschland sein: Dr. Ulrich Mierwald vom Kieler Institut für Landschaftsökologie jedenfalls kenne keinen weiteren Fall in Deutschland, bei dem CatWatch zum Einsatz komme. In Großbritannien dagegen, so der Experte, sei die von der Royal Society of Protection of Birds empfohlene Schallkanone "mehrere Millionen mal" verkauft worden. Die Scheuchanlage stößt auf wechselnden Frequenzen für Katzen sehr unangenehme Ultraschalllaute aus, die Menschen nicht hören können. Die Hochtechnologie soll eine neu entstehende Sicherheitslücke im Wachtelkönigreich schließen: Die künftige Zufahrt von der Bundesstraße 3 neu, zurzeit im Bau, ins Neubaugebiet "Apfelgarten" in Neu Wulmstorf könnten die Stubentiger der Häuslebauer nutzen, um im Vogelschutzgebiet auf die Jagd zu gehen. Die Schallkanonen sollen nur diese etwa 20 bis 25 Meter breite Zufahrt schützen. "Die Wahrscheinlichkeit, dass Katzen diese Lücke überwinden", so Mierwald, "ist als sehr gering einzuschätzen."

Dass die Schallkanonen zum Einsatz kommen, hat finanzielle Gründe: Baugebiete in der Nachbarschaft zu EU-Vogelschutzgebieten müssen von drei Meter breiten Wassergräben umgeben sein - so auch der "Apfelgarten". Um die neue Zufahrt zur B 3 neu katzensicher zu machen, hätten insgesamt drei Kilometer sogenannte "Katzengräben" gezogen werden müssen. Neu Wulmstorfs Ortsentwicklungsamtsleiter Thomas Saunus beziffert die Kosten wegen des Grunderwerbs auf zwei bis drei Millionen Euro. Zwar hätte die Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) Schleswig-Holstein als Träger des Baugebiets den größten Teil der Kosten aufbringen müssen. Laut Saunus hätte aber die Gemeinde einen Eigenanteil von 300 000 Euro zahlen müssen. Zum Vergleich: Die sechs Ultraschall-Kanonen, die angeschafft werden sollen, kosten gerade einmal zusammen 600 Euro. Die Gemeinde zahlt 78 Euro, die LEG den Rest.

Für Neu Wulmstorfs Politiker ist es deshalb keine Frage, die britischen Schallkanonen zu testen. Am drastischsten drückt Hans-Heinrich Wiegers (UWG) seinen Unmut über die EU-Vogelschutzauflagen aus: Die Katzengräben seien eine Spielerei, bei der Geld verpulvert werde. "Jeder normale Mensch", der diese Summen hört", sagt Wiegers, "muss darüber lachen, wozu Neu Wulmstorf verpflichtet ist." Zunächst wird Neu Wulmstorf die Schallkanonen für zwei Jahre testen.