Das Mädchen: höchstens fünf Jahre alt. Ganz in Rosa. Der Vater: froh, dass Feierabend ist. Beide sitzen in der S-Bahn einträchtig nebeneinander. Sagen kein Wort.

Wir anderen lesen, hören Musik, hängen unseren Gedanken nach. Freuen uns auf zu Haus. Plötzlich geht es los: "Hast du gar nicht gesehen, dass ich die Haare geschnitten habe?", ruft die Tochter ihrem Vater zu. Ein leichter Unterton in ihrer Stimme ist nicht zu überhören. Mit dem erreicht sie Papas volle Aufmerksamkeit. "Wer hat es dir abgeschnitten, hast du genau gewusst, wie die Frisur werden soll? Toll sehen sie aus, deine Haare". Voll und ganz widmet sich der Vater seiner Tochter. Die Rolle der Frau, die von dem Mann an ihrer Seite wahrgenommen und bestätigt werden möchte, wird auf der Probebühne des Lebens schon heute erfolgreich gespielt. So wird es dem Mädchen später mal nicht fremd vorkommen, wenn die Männerwelt nicht sofort so reagiert, wie sie es gern hätte. Sie wird die gewünschten Antworten schon herauslocken. Und nicht nur dann, wenn sie vorher beim Friseur war.