Nach ekligen Gestank-Attacken auf Karstadt, Arcaden und Hamburger Sparkasse legen Kriminalbeamte Ualid G. (29) jetzt das Handwerk.

Heimfeld/Harburg. Ualid G. (29) ist nervös. Schon um 7 Uhr haben er und seine Freundin in ihrer Wohnung an der Niemannstraße Besuch von der Polizei erhalten. Das Ermittlungsteam um Michael Rehaag, Leiter des Sachgebietes Gewalt, fahndet seit Wochen nach dem Buttersäure-Attentäter, der diverse Läden in Harburg unsicher gemacht hat. Jetzt haben sie Erfolg: Bereits nach einer Dreiviertelstunde Durchsuchungsarbeit findet eine Beamtin einen Pappkarton im Keller des Gebäudes, in Räumlichkeiten, die zur Wohnung des Paares gehören. Im Karton liegen eine Flasche mit der stinkenden Buttersäure, Handschuhe und Einweg-Spritzen zum Ausbringen der Chemikalie. "Volltreffer", sagt Rehaag.

Ualid G. blickt stumm auf die Utensilien, verweigert jede Stellungnahme. Allerdings: "Er hat keine Chance. Wir haben Fingerabdrücke gefunden, die G. als Täter identifizieren. Außerdem gibt es Fotos, die ihn an einem der Tatorte beim Verspritzen der Säure zeigen." Mit zur Wache an der Lauterbachstraße muss Ualid G. vorerst nicht, da keine Haftgründe vorliegen. Unterdessen haben die Polizeibeamten herausgefunden, woher die Buttersäure stammt. Die stinkende Flüssigkeit hatte G. aus dem Internet und in Angelbedarf-Geschäften gekauft. "Es ist einfach und billig, sich diese Chemikalie zu besorgen. Angler brauchen Buttersäure zum Anlocken von Fischen." Und Ualid G. richtete damit großen Schaden an. Insgesamt zehnmal schlug er zu. Die Stink-Serie begann am 24. Juli in den Arcaden, tags darauf traf es die Hamburger Sparkasse am Alten Postweg. "G. ging zielgerichtet vor. Er suchte sich Geschäfte und Einrichtungen aus, die er von seiner Wohnung aus gut erreichen konnte und die stark frequentiert werden." Das gilt auch für die Karstadt-Lebensmittel-Abteilung, die G. am 27. Juli heimsuchte.

Die Postfiliale am Harburger Ring nahm sich der 29-Jährige gleich viermal vor. Dann, am 1. August, zog es ihn ins Phoenix-Center. Ein Wachmann konnte den Gestank nicht ertragen, er musste sich erbrechen, war dann einige Tage krank. "Das ist Körperverletzung." Auch der Krümet-Markt gehörte zur Attentatserie, ebenso die Obst- und Gemüseabteilung des Penny-Discounters an der Heimfelder Straße. Der Schaden, den Post, Haspa und Geschäfte erlitten, da sie für Stunden schließen mussten um den penetranten Gestank zu beseitigen, ist hoch: "30 000 Euro", so Rehaag. Für den arbeitslosen G. sind dies Geldschulden, die er wohl jahrelang wird abzahlen müssen. Warum Ualid G. immer wieder zur Buttersäure-Flasche griff ist bislang unklar. "Vermutlich aus Geltungssucht", so Rehaag. Der Mann ist kein Unbekannter bei der Polizei, fiel in der Vergangenheit immer wieder wegen Diebstahls und Drogenabhängigkeit auf. Rehaag ist froh, dass die Stinker-Serie nun ein Ende hat. "Da hat sich die gute alte kriminalistische Kleinarbeit mal gelohnt."