Ricarda Sitan und Anna Zahn versuchen, in ihrem “Geburtshaus“ eine wohlige Atmosphäre zu schaffen - einschließlich Familienanschluss.

Harburg. In der Neuen Straße in Harburg, versteckt in einem Innenhof hinter der Musikkneipe Consortium, ist ein Ort, an dem Kinder das Licht der Welt erblicken. Neun waren es insgesamt im vergangenen Jahr. Und wenn es nach Ricarda Sitan und Anna Zahn geht, dann sollen es in den nächsten Jahren noch viele mehr werden.

Ein Haus der Geborgenheit, in dem Frauen sich wohl und heimisch fühlen können, schufen die beiden Hebammen vor etwa einem Jahr, als sie unter dem Namen "Elbhebammen" selbstständig machten und ihr Geburtshaus eröffneten. Seitdem bereiten sie Schwangere in Kursen auf die Geburt vor, betreuen sie während der Geburt in ihren Räumen und bieten Rückbildungs- und Babykurse an. "Bei uns gibt es eine Rundumversorgung", sagt Ricarda Sitan und lacht. "Die Frauen kennen uns und die Umgebung, sodass bereits eine vertrauensvolle Basis geschaffen ist, wenn es ernst wird." Mit "ernst" meint die junge Frau die Geburt, die von den beiden Hebammen jedoch gerade nicht als etwas Problematisches angesehen wird.

Nicht zuletzt hat der Umgang mit Schwangerschaften in Krankenhäusern die Frauen dazu gebracht, das Geburtshaus zu eröffnen. Beide haben mehrere Jahre lang auf Geburtsstationen in Kliniken gearbeitet, kennen den Stress, dem eine Hebamme dort ausgesetzt sein kann. "Wenn man beispielsweise alleine Nachtschicht hat, dann kann es schon einmal sein, dass eine Hebamme bis zu drei Geburten gleichzeitig betreuen muss", sagt Anna Zahn. "Wir kümmern uns gemeinsam um eine Geburt, bei der die Frauen sich so viel Zeit lassen können, wie sie brauchen." Bei Ricarda Sitan hat sich der Wunsch nach Selbstständigkeit bei einer ungeplanten Hausgeburt gefestigt. "Ich wollte eigentlich nur einen Kontrollbesuch machen, und dann ging alles ganz schnell", sagt die junge Frau. "Und da habe ich gesehen, was für eine Ruhe es doch ist, wenn Frauen ihre Kinder in einer gewohnten Atmosphäre bekommen. Und das versuchen wir unseren Kundinnen auch zu bieten."

Und das spiegelt sich bereits in der Gestaltung des gesamten Geburtshauses wider. Der Kursraum ist in warmen Farben gestaltet, weiche Kissen laden zum Wohlfühlen und Entspannen ein. Der Geburtsraum selbst wirkt mehr wie ein verträumtes Schlafzimmer. Die Schwangeren können ihr Kind in einem Himmelbett zur Welt bringen. Zudem befindet sich in dem in Rot- und Brauntönen gehaltenen Raum auch ein Pool, in dem sich die Frauen vor oder während der Geburt entspannen können. Kerzen und indirektes Licht schaffen eine wohlige Stimmung, entführen die Frauen in eine andere Welt.

Zudem wenden die beiden Hebammen, die seit kurzem von ihrer neuen Kollegin Wiebke Nähr unterstützt werden, auch Alternativen zur Schulmedizin, zum Beispiel Homöopathie, Aromatherapie und seit neustem auch Akupunktur Und die Nähe zu den Harburger Krankenhäusern bietet auch genug Sicherheit, wenn es zu Komplikationen bei der Geburt kommen sollte. "Bei der Ausbildung lernen wir es natürlich zu erkennen, wenn etwas bei der Geburt nicht so läuft, wie es eigentlich soll", sagt Ricarda Sitan. "Und dann sorgen wir dafür, dass die Frau in gute Hände kommt."

Die Frauen setzen Vertrauen in die beiden Hebammen, sodass sich nach der Begleitung eine enge Bindung gebildet hat. "Manchmal werden wir regelrecht mit in die Familie eingeschlossen", sagt Ricarda Sitan. "Und einige besonders schöne Geburten bleiben uns auch Jahre lang im Gedächtnis."