Patricija Gilyte, Anna Goebel und Barbara Lorenz Höfer - drei Künstlerinnen zeigen im Schloss Agathenburg im Moment ihre Arbeiten zum Thema “Wandelbar“ - und da entfaltet sich Zartheit neben sakraler Erhabenheit und multimedialer Formspielerei.

Agathenburg. Alle drei Künstlerinnen befragen die Körperlichkeit des Raumes, die sie auf unterschiedliche Weise mit ihren Objekten und Installationen ausfüllen und überhaupt erst der Sinnlichkeit zu öffnen verstehen. Die in Buxtehude arbeitende Bildhauerin Barbara Lorenz Höfer beeindruckt im Großen Raum mit ihrer raumfüllenden Arbeit "The Waste Land": Bestehende Großobjekte der Künstlerin wurden einer radikalen Destruktion unterzogen: Ein gewaltiger neu montierter Objektkorpus thront nun aufgebrochen im Raum, Relationen wie Innen und Außen, Heimat und Fremdheit werden dabei obsolet. Eine Art Metapher des Dazwischenseins, des Aufbruchs und der Übergangszeit ist geschaffen. Der Raum selbst zeigt sich in wandelndes Licht getaucht, denn die Fenster wurden mit Folie dekoriert, einige Ecken des Raums sind zusätzlich sublim blau illuminiert. Das Objekt selbst ist auf einer feinen weißen Salzschicht mit schimmernden Halitsalzbrocken gebettet: Eine Anspielung auf Beerdigungskulte in der Mongolei - hier wird künstlerisch etwas zu Grab getragen.

Vom Thema Heimat getragen sind auch die Videoinstallationen der Multimedia-Künstlerin Patricija Gilyte aus Litauen. Wie in einen schützenden Kokon versucht sich die Künstlerin in eine schmiegsame, aber auch widerspenstige Kunststoffhülle in ihren Videos (darunter eins mit dem Titel: "Ein Zuhause schaffen und verlassen") einzuhüllen. Hier ist das Thema der Wandlung bei der Künstlerin als Übergang verschiedener Medien zu spüren. An der Wand des Herrschaftssaales gibt es von Gilyte "Elbline 16:9" zu bestaunen: Eine aus unendlich vielen Schaumstoffwürfeln abstrahierte Horizontlinie, inspiriert von dem atemberaubend schönen Blick aus dem Fenster des Schlosssaales. Die Kunstlandschaft interagiert mit der Landschaft und tritt in ein Spiel von Vorder- und Hintergrund.

Ähnliches geschieht in den Arbeiten von Anna Goebel aus Polen: "Greatings from the forest" nennt die Künstlerin die Assemblage aus Moos auf handgeschöpftem Papier, die unseren Blick ereignishaft gefangen nimmt, bevor er durch das Fenster in die schöne Natur gleitet. Im Raum nebenan ihre Arbeit "Dazwischen": Eine zarte Installation aus Reetstengeln, die sich in den Raum einfügt, ihn unterstreicht und doch von großer Strenge und Konstruiertheit ist. Der von Jutta de Vries initiierten und von Bettina Roggmann kuratierten Ausstellung ist es nicht nur geglückt, drei Künstlerinnen Raum für "Wandel" zu geben, sondern den Raum zum ästhetischen Erlebnis werden zu lassen. Die Ausstellung ist noch bis zum 8. November (Di-Sa. 14-18, So. 10-18 Uhr) geöffnet.