Bundestagswahl: Sieben Kandidaten treten an. Vier haben gute Aussichten, direkt oder über die Liste ins Parlament zu kommen.

Winsen. Am Sonntag, 27. September, haben im Landkreis Harburg 191 231 Bürger die Möglichkeit, sich mit ihrer Stimme an der Bundestagswahl zu beteiligen. Wie im gesamten Bundesgebiet sind auch im Wahlkreis 37, der nach neuem Zuschnitt wieder identisch mit dem Landkreis Harburg ist, die Wahllokale von 8 bis 18 Uhr geöffnet.

Sechs Direktkandidaten stehen im Landkreis für die Erststimme zur Wahl. Das sind die beiden Bundestagsabgeordneten Monika Griefahn (SPD) aus Buchholz und Michael Grosse-Brömer (CDU) aus Brackel. Auch der Abgeordnete Herbert Karl Schui (Die Linke) aus Buchholz bewirbt sich wieder für ein Mandat. Die FDP hat Nicole Bracht-Bendt sufgestellt. Für die Grünen tritt der EDV-Berater Hans-Christian Friedrichs aus Reppenstedt an. Richard Tiede aus Winsen von der Rentnerpartei und Sebastian Stöber (NPD) aus Tostedt bewerben sich ebenfalls um das Mandat der Wähler.

Derzeit absolvieren die Buchholzer Bundestagsabgeordnete Monika Griefahn und ihr Wahlkampfteam ein Höchstleistungsprogramm. Griefahn kämpft um die Erststimmen. Seit Mitte Juni machte die SPD-Politikerin Hausbesuche und versucht, Kontakt zu den Wählern im Landkreis Harburg, ihrem Wahlkreis 37, auszubauen - in der Hoffnung, der Wähler quittiert diesen Einsatz mit seiner Erststimme. Für die Buchholzerin, die den Wahlkreis 1994 im Sturm eroberte und damals wie auch bei den folgenden Wahlen das Direktmandat für Berlin bekam, könnte jetzt die politische Zukunft auf dem Spiel stehen. Auch wenn inzwischen die Unfrageergebnisse für die SPD steigen, ist Griefahns Listenplatz alles andere als ein sicheres Ticket nach Berlin.

Ihre Chancen, über Platz 19 auf der Landesliste der SPD ins Bundesparlament einzurücken, werden selbst SPD-intern als eher gering eingeschätzt. Ob Griefahn an ihre Erststimmenergebnisse von 2005 mit 44,2 Prozent oder gar an 2002 mit 47,1 Prozent anknüpfen kann, bleibt die Frage. Michael Grosse-Brömer (CDU) aus Brackel schaffte es bisher nicht, ihr das Direktmandat wegzunehmen. In 2005 kam er immerhin auf 42,2 Prozent. 2002 gaben dem CDU-Politiker 40,5 Prozent der Wähler ihre Erststimme. Grosse-Brömer kann dem kommenden Sonntag aber ganz entspannt entgegensehen. Auch wenn er es nicht schafft, Monika Griefahn das Direktmandat abzunehmen: Mit einem komfortablen Listenplatz sieben ist ihm der Wiedereinzug in sein Berliner Abgeordneten-Büro sicher.

Die Buchholzer Tischlerin Nicole Bracht-Bendt, die für die FDP als Direktkandidatin antritt, dürfte zwar kaum Chancen haben, genügend Erststimmen für ein Mandat im Bundestag zu bekommen. Aber mit ihrem Listenplatz sechs steht sie sehr gut da. "Es ist kaum anzunehmen, dass die FDP weniger als zehn Prozent einfährt. Und damit ist Frau Bracht-Bendt dann auch im Bundestag", sagt Wolfgang Knobel, Kreisvorsitzender der FDP im Landkreis Harburg. Als sicher gilt auch der Wiedereinzug Schuis ins Bundesparlament. Mit einem Listenplatz vier hat Schui sein Ticket nach Berlin schon in der Tasche. Nach den letzten Unfragen wird die Linke über zehn Prozent einfahren, damit gilt ein Platz vier als abgesichert.

Völlig chancenlos ist der Kandidat der Grünen. Hans-Christian Friedrichs tritt ohne Listenplatz an, und der Bekanntheitsgrad des Reppenstedters im Landkreis ist mäßig. Die Grünen setzen auf die Zweitstimmen.