Auf die Frage “Wie geht es Ihnen?“, habe ich gerade eben die Antwort bekommen: “Danke, gut. Es muss ja.“ Und gerade heute regt mich diese Antwort zu einer kurzen Wortklauberei an. “Wortklauberei: zu genaues, engstirniges Festhalten am wörtlichen Sinn.“ So wird dieser Begriff in “Wahrig deutsches Wörterbuch“ definiert.

Warum muss es manchen Leuten gut gehen, wenn man sie fragt, wie es ihnen geht? Wer verlangt das von ihnen? Es besteht keine allgemeine Bürgerpflicht, dass es einem immer gut geht. Wenn es uns gut gehen muss, kann es uns doch gar nicht wirklich gut gehen, oder? Wenn es uns selbst gerade gut geht, dann ohne dieses Müssen. Dann geht es uns freiwillig gut, einfach so, aus welchen Gründen auch immer. "Danke, gut. Es muss ja" ist eigentlich ein Widerspruch in sich, zumindest aber eine deutliche Einschränkung. Wollen wir mit dieser Antwort darauf hinweisen, dass es uns schlecht geht, und wir uns aus Bescheidenheit nicht beschweren möchten? Oder sind wir nur unzufrieden, weil wir es unerträglich finden, wie viel besser es vielen anderen geht? Wollen wir mit dieser Antwort vielleicht eine ausführliche Erörterung unseres Befindens provozieren? Dazu haben wir aber keine Zeit. Sie meinen, es gehe mir zu gut, wenn ich mir Gedanken über solche alltäglichen Ausdrucksformen mache? Damit mögen Sie Recht haben. Obgleich ich mir dann die die Bemerkung nicht verkneifen könnte: Zu gut kann es mir gar nicht gehen. Dafür aber sehr oder außergewöhnlich gut. Denn ich bin gerade ein engstirniger Wortklauber.