Das Wetter in Winsen fand man weder im Fernsehen noch im Internet. Jetzt gibt es endlich eine Messanlage. Und die Aufzeichnungen im Abendblatt.

Winsen. Kaum zu glauben: In der medialen Wettererfassung war Winsen bislang ein weißer Fleck auf der Landkarte. Die Kreisstadt lieferte keine fundierten Daten über Sonnenscheindauer, Windstärke oder Regenmenge, tauchte weder im Internet noch im Fernsehen auf. Das störte einige Menschen so sehr, dass sie etwas dagegen unternehmen mussten.

Allen voran der Landtagsabgeordnete André Wiese (CDU). Er sprach Reinhard Haun an, seines Zeichens Leiter des Winsener Gymnasiums. Der Direktor überlegte, wie er Wetterstation und Unterricht kombinieren konnte. Kurz darauf hatte er einen Einfall. Eine Wetterstation von Wetterguru Jörg Kachelmann sollte her. Doch 25 000 Euro Installationskosten und keine inhaltliche Betreuung erschienen Haun als schlechtes Geschäft. Der Deal kam nicht zustande.

Seit gestern besitzt das Gymnasium - und damit die Kreisstadt - dennoch eine Wetterstation. Sie kostete nur ein Fünftel der Kachelmannschen Anlage. Zudem wird der Messpunkt eine schuleigene Arbeitsgemeinschaft beschäftigen und mit Forschungsdaten versorgen. So sollen künftig verlässliche Werte wie UV-Index, Windstärke, Temperatur, Regenmenge oder Luftfeuchtigkeit übermittelt werden.

Die aktuelle Wettervorhersage für Hamburg direkt auf Ihr Handy. Mit unserem SMS-Wetterdienst sind Sie immer bestens informiert.

Von außen gibt sich die Messgerätschaft unspektakulär. Ein schnöder Metallpfeiler, auf dem schwarze Gnubbel, Solarzellen und ein lamellenartiger Blumentopf Platz gefunden haben - Strahlen-, Feuchtigkeits- und Temperaturmesser. Daneben ein schwarzer Eimer - er registriert die Regenmenge. In 15 Meter Höhe, auf dem Dach der Schule, steht der Windmesser. Auch er liefert per Solarenergie seine Daten an den Technikraum der Schule. Alle Daten werden archiviert, sodass kontinuierlicher Zugriff gewährleistet ist.

Inhaltlich betreut wird das Projekt vom Hamburger Institut für Wetter- und Klimakommunikationen. Geschäftsführer Frank Böttcher sagte: "Mit den Wetterstationen in Schulen wollen wir komplizierte, wissenschaftliche Inhalte öffentlich sichtbar machen." Und für diese Öffentlichkeit sorgen der Fernsehsender Hamburg 1 und das Hamburger Abendblatt. Beide Medienpartner veröffentlichen künftig die Winsener Messdaten.

Sieben Schüler der sechsten Klasse arbeiten mit diesen Werten. Sie bilden mit den beiden Lehrern Andreas Abel und Dirk Lüchow die AG "Klima und Umwelt", beschäftigen sich im Zwei-Wochen-Rhythmus mit Phänomenen wie Blitz, Donner oder Regenbögen. Die restlichen Schüler des Gymnasiums werden ebenfalls eingebunden, so sollen die Aufzeichnungen Eingang in den Unterricht finden. Ein Monitor über dem Stundenplan hält die Jugendlichen auf dem neuesten Wetterstand.

"Ohne Sponsoren wäre es nicht möglich gewesen", sagt Schulleiter Haun. Neben dem Hauptsponsor Globetrotter beteiligten sich die Volksbank Nordheide, die Winsener Stadtwerke, die Firma Anemos-Jacob und der Schulverein an den Kosten. Damit Winsen nicht länger ein weißer Fleck auf der Wetterkarte bleibt.