Weil die Stadt nur wenig für den Erhalt der Gebäude tut, fürchten die Bürger den Verfall. Ein Vorschlag aus der SPD: Dort sollten Airbus-Mitarbeiter einziehen.

Neuenfelde. Gut 50 Häuser mit Wohnraum für etwa 250 Menschen stehen seit sieben Jahren in Neuenfelde an Hasselwerder Straße und der Straße Rosengarten leer. Zunehmender Verfall der in städtischem Besitz befindlichen Gebäude bringt Bewohner der Hamburger Elbregion auf die Palme, und die Forderung nach Instandsetzung und Vermietung der Häuser wird immer lauter. Falls die Stadt weiterhin nicht in den Erhalt ihres Besitzes investieren will, so lautet eine von Bewohnern Neuenfeldes an Bürgermeister Ole von Beust gerichtete Anfrage: "Herr Bürgermeister, sollen wir ihnen beim Abriss helfen?" Kleiner Hoffnungsschimmer: Inzwischen erhielt ein Zimmermann den Auftrag, die Dachstühle an den Häusern Hasselwerder Straße 112 und 121 zu erneuern. Günter Piehl, Bezirksabgeordneter der SPD aus Neuenfelde: "Alle leer stehenden Häuser sind ideal geeignet für Mitarbeiter des Airbuswerks. Warum werden keine Werkswohnungen darin eingerichtet?"

Mit den ersten Planungen der Airbus-Werkserweiterung, Verlängerung von Start- und Landebahn und Bau einer Umgehungsstraße ums Werksgelände begann vor knapp zehn Jahren die Liegenschaftsverwaltung der Hamburger Finanzbehörde die Immobilien im direkten Überflugbereich aufzukaufen und den Leerstand von der Wohnungsgesellschaft Saga verwalten zu lassen. Die Saga sorgt durch nächtliches Beleuchten dafür, dass die Wohnungen nicht unbewohnt wirken. Von Seiten der Stadt wurde auch in Belüftung der Häuser investiert, sodass Bewohner wegen Fluglärms ihre Fenster nicht öffnen müssen. Piehl: "So muss sich die Stadt auch nicht sorgen, wegen des Fluglärms von künftigen Mietern verklagt zu werden. Wer jetzt hier her zieht, weiß, was ihn erwartet." Und auch Harburgs Baudezernent Jörg Heinrich Penner steht den Forderungen der Neuenfelder Bürger aufgeschlossen gegenüber: "In mehreren Ausschüssen wurden dazu Beschlüsse gefasst. Auch der Wunsch des Bezirks ist es, dass die Straße nicht weiter verfällt. Wir sind mit den zuständigen Behörden im Gespräch und nehmen uns der Sache verstärkt an."

Seit Abschluss der Airbus-Werkserweiterung vor zwei Jahren herrscht bei gutem Wetter reger Flugbetrieb. "Wenn der A 380 kommt, geht man hier automatisch in Deckung", sagt Peter-Heinrich Meyer, der sein Wohnhaus und seinen Heizungs- und Sanitärbetrieb in der Einflugschneise, in der Straße Rosengarten, hat. Er ist einer der wenigen, der nicht an die Stadt verkauft hat. Bei kleineren Flugzeugen wie dem Transporter Beluga ziehe er - trotz Überflughöhe von nur etwa 30 Metern - noch nicht den Kopf ein.

Schleppwirbel startender Belugas sollen im Frühjahr Dächer dreier Häuser an der Hasselwerder Straße abgedeckt haben. Vertreter von Airbus konnten sich im Mai, in einer anschließenden Sitzung des Regionalausschusses, den Zusammenhang nicht erklären, haben aber - so Piehl - eine Untersuchung angekündigt. Beim Dach der Neuenfelder St. Pankratius Kirche wurde jeder einzelne Dachziegel gesichert. Airbus bezahlte. Für die Sicherung des Kirchturms bezahlte die Gemeinde.