Einen bemerkenswerten Beitrag zum Mendelssohn-Jahr lieferte Reinhard Gräler mit seiner Kantorei St. Marien am vergangenen Sonntag in Winsen, wo sie Mendelssohns “Elias“ aufführten. Bemerkenswert, weil Gräler seine siebzigköpfige Kantorei sehr gut einstudiert hatte.

Winsen. Die Sänger verblüfften trotz der Größe des Chores durch viel Beweglichkeit, gerade auch bei schwierigen und schnellen Stellen wie dem Wechsel von Volk und Königin in Nr. 23. Bemerkenswert außerdem, weil in den Reihen dieses Chores sich die drei Solistinnen Sinah Goes, Anna Gathmann und Christina Gräler befinden, die mehrere Auftritte hatten und das wunderbare "Hebe deine Augen auf" solistisch und a capella, also ohne Orchesterbegleitung sangen - ohne jede Unsicherheit.

Das sehr gute Orchester bestand aus Profis - die allerdings kaum zusammen proben konnten, wie Reinhard Gräler erklärte. Was aber nicht zu hören war. Die Musiker spielten wunderbar schlank und dabei doch machtvoll, wo nötig. Von den Solisten sang Martina Hamberg-Möbius mit Eleganz und Ausdruck; Tatjana Conrad überzeugte mit ihrem schönen Alt, Jörg Erler mit seinem weich timbrierten, beweglichen schönen Tenor.

Werner Kraus endlich als Elias konnte seine Opernherkunft nicht leugnen. Seine glanzvollste Stelle war die Nr. 17, die furiose Arie "Ist nicht des Herrn Wort". Kraus ist mit einer Riesenstimme begabt, die mühelos den Kirchenraum füllte. Dieser Sänger, der in Hannover und Lübeck studierte, ist eine ideale Besetzung für dramatische, heldische Partien. An einigen lyrischen Stellen wünscht man sich noch etwas Feinschliff, dennoch gilt: eine beneidenswert große Stimme.

Den Solisten, dem Orchester und der Winsener Kantorei St. Marien unter ihrem Leiter Reinhard Gräler ist eine wundervolle Aufführung des "Elias" gelungen.