Warum Schellings Denkerantlitz nicht einmal vor einem Hintergrund darstellen, der so grün wie eine Flasche Absinth leuchtet?
Buchholz. Der in Kirchheim geborene und in Berlin arbeitende Maler Felix Loycke widmet sich den verrückt-genialen Köpfen der Romantik: Schelling, Schopenhauer, Freud und Tolstoi strahlen zerzaust von farbgewaltigen Bildern mit dickem Ölauftrag. Und auch in der Ausstellung der "AG Bildende Kunst in Buchholz" blitzt an vielen Ecken Genialität durch, die nicht im Verborgenen blühen darf. Motivisch fast ein bisschen an Loyckes "Schauerromantik" anknüpfend, hängt an der Wand gegenüber ein "Schattenbild" der in Berlin geborenen Elke Kegel-Judis.
Mehr dem Gegenständlichen zugeneigt sind die Heidebilder von Max Michael Holst, der zeigt, wie man dieses Genre modern interpretiert: Stimmungsmalerei, die romantisch-pastellern daherkommt, im richtigen Moment aber die Schwelle zum Abstrakten nimmt. Die Landschaften von Julia Kotenko hingegen zeugen von Erfahrungen wie Flucht und Entwurzelung: karg, kühl und ein Frösteln des Erhabenen erzeugend. Wie gehabt, zeigt auch der Buchholzer Kunststar, der in Holm-Seppensen lebende Shan Fan, seine Werke: Eines im Gedenkraum für den 2008 verstorbenen Gerhard Kegel, Gründer des Geschichts- und Museumsvereins Buchholz. Zwei weitere im oberen Ausstellungsraum. Die Spannung zwischen postmodern-spätkapitalistischer Arbeitswelt und Tradition scheint sich im Bild eines Wanderarbeiters aus der Serie "je chinesischer umso globaler" zu entfalten.
Im Gedenkraum stellt auch der in Asendorf lebende Horst-Hagen Rath sein malerisches Talent unter Beweis: Das leere Krankenhausbett, das er zu einem Gedicht des Verstorbenen gemalt hat, berührt mit Exaktheit und einer Melancholie des Schwindens. Sabine Wyrowski zeigt abstrakte Impressionen: chaotisch hingetupft, ergibt sich doch eine Spannung zur Ordnung. Unten hat Martin Luehker die Grenzen zum Action Painting getestet: Kinder durften mit Farben auf seine Exponate zielen. Auch Fotoarbeiten von Sebastian Schupfner, ein riesiges Insekt von Mikiko Feldmeier, ein Stier des Amerikaners Leonard Te Nyenhuis, Arbeiten von Gisela Weissel, Hans-Jörg Bengel, Gerd Klenke, Peter Nitsche, Jan Amelung und anderer beeindrucken. Die alle zwei Jahre stattfindende Ausstellung der AG gibt es noch am Wochenende zu sehen: Holmer Mühle, Fr.-So. 14-18 Uhr.
(mae)